Produktdetails
Beschreibung
„Komponieren heißt zuallererst: Zerstören.“ Die Arbeitsweise der Komponistin Charlotte Seither beginnt damit, die „Objekte unseres Komponierens“ aufzuspalten; jeden vorgegebenen Zusammenhang, von der Gattungstradition bis zur Konfiguration des einzelnen Tons, zu dekonstruieren. Dieses Prinzip der „Dissoziation“ meint aber nicht Zertrümmerung: Es bezeichnet vielmehr ein geduldiges Forschen im Inneren der Klänge und ihre planvolle Zerlegung bis aufs Klang-Atom. Auf diese Weise wird Material gewonnen, mit dem sich nun wieder arbeiten lässt: Es ist so weit „dissoziiert“, dass es frei geworden ist von den Zwecken und Sinndeutungen, die ihm einstmals angetragen wurden.
Für ihr erstes Klaviertrio „Champlève“ entschied sich die Komponistin dafür, beide Streicher wie gleichberechtigte Partner zu behandeln. Das Klavier wird seiner steuernden Funktion enthoben und mittels Präparation im Flügelinneren auf perkussive Interventionen reduziert, die Streicher hingegen agieren gemeinsam. Die traditionelle Hierarchie steht Kopf.
Seithers zweites Klaviertrio „Equal Ways of Difference“ entstand zum zehnjährigen Bestehen des elole-Klaviertrios: „Es sind dies drei Musiker, die einen hochkultivierten Gemeinsamkeitsmodus der Verschiedenheit entwickelt haben, die der Gattung Klaviertrio also auf ihre Weise besonders nahekommen.“ (Seither)
In der Duo-Komposition „Playing Both Ends Towards the Middle“ sind Violine und Violoncello zwar gleichberechtigt und partizipieren am selben musikalischen Material. Seither diskutiert hier aber eine Grundfrage menschlichen Lebens: Wie lässt sich auch im notwendigen gemeinsamen Tun die Autonomie des Einzelnen bewahren?
„Merging Strain“ entstand für eine Konzertreihe der Kölner Philharmonie, in der einer der Cello-Solosuiten von Johann Sebastian Bach je eine neue Komposition gegenüberstehen sollte. In ihrem Werk gelangt Seither zu einer Form instrumentenspezifischer Virtuosität, die ihren ganz eigenen Weg geht und dennoch widerhallt von Echos des Bach'schen Cellostils.
Der Titel „Gran passo“ formuliert die Grundidee dieser Klavier-Komposition. Der „Große Schritt“ ist hier vor allem eine doppelte Grenzüberschreitung: Von der Tastatur ins Innere des Flügels und zwischen den strikt getrennten Parametern Melodie und Rhythmus.
In „Cry“ beginnt die Musik ganz nah am körperlichen Erleben: Stöhnen, Heulen, Weinen, Schluchzen, das den Atem versetzt, Jammern, der vergebliche Versuch, artikuliert zu sprechen. Im weiteren Verlauf behaupten sich die eingeführten Elemente zusehends als abstraktes musikalisches Material.
Koproduktion mit Deutschlandradio
Inhalt
Champlève für Violine, Violoncello und Klavier (1994)
Cry für Violine solo (2009)
Gran passo für Klavier solo (2006)
Playing Both Ends Towards the Middle für Violine und Violoncello (2000)
Merging Strain für Violoncello solo (1999)
Equal Ways of Difference für Violine, Violoncello und Klavier (2011)