Don Juan / Macbeth / Also sprach Zarathustra

In Zusammenarbeit mit dem Südwestfunk Baden-Baden veröffentlicht WERGO eine CD-Edition, die mit ihrem historischen Tonmaterial einem großen Dirigenten unseres Jahrhunderts gewidmet ist: Hans Rosbaud.
In Aix-en Provence pries man ihn als "Le grand Mozartien", in München waren seine Bruckner-Interpretationen berühmt, in Donaueschingen bewunderten Publikum und Fachkritik seine souveräne, scheinbar mühelose Bewältigung vertracktester Notations- und Aufführungsprobleme Neuer Musik. Allein in Donaueschingen hat er nicht weniger als 56 Uraufführungen dirigiert. Der Dirigent Hans Rosbaud war eine Persönlichkeit universellen Geistes. Dies ließ ihn Musik als eine Ganzheit begreifen, öffnete ihm den Zugang zu Klassik, Romantik, Moderne und Avantgarde auf gleicher Ebene. Doch er war kein Nur-Musiker. In Kunst und Musik, in Literatur, Sprache und Naturwissenschaft sah er den speziellen Abglanz eines Großen, Allumfassenden, das er in Synopsis zu begreifen strebte. Zur Zeit der "Don Juan"-Komposition schrieb Richard Strauss: "Will man ein in Stimmung und konsequentem Aufbau einheitliches Kunstwerk schaffen und soll dasselbe auf den Zuhörer plastisch einwirken, so muss das, was der Autor sagen wollte, auch plastisch vor seinem geistigen Auge geschwebt haben. Dies ist nur möglich infolge der Befruchtung durch eine poetische Idee." Das Ergebnis war eine Musik - mit Recht "Tondichtung" genannt - mit doppeltem Wesen: Sie lässt sich sowohl als aufschäumender und schwärmerischer Kraftakt eines zu sich selbst gekommenen schöpferischen Temperaments hören wie als Episodenschilderung.
In "Macbeth" gibt Strauss nicht das Drama als solches, sondern dessen Essenz wieder: das mit musikalischen Mitteln gestaltete Psychogramm der beiden Protagonisten, des zum verbrecherischen Usurpator werdenden schottischen Edelmanns und seiner ihn umgarnend anstachelnden Gemahlin.
Trotz mannigfacher Kommentare und Interpretationsversuche zu "Also sprach Zarathustra" dürfte indessen feststehen, dass Strauss nicht versucht hat, ein philosophisches System in Musik zu setzen. Ebenso unzweifelhaft ist freilich, dass er es unternahm - angeregt durch intensive Beschäftigung mit Nietzsche - dem "Übermenschen" im Sinn eines sich selbst bewusst und aller Erdenreste ledig gewordenen Geistwesens das Lied zu singen.