Die Bernauerin
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INHALT
In einer Augsburger Badstube lernt um 1428 der bayrische Herzogssohn Albrecht die Badmagd Agnes Bernauer kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und ohne Zögern heiraten die beiden. Albrechts Vater Herzog Ernst jedoch widersetzt sich dieser Ehe aus Standesgründen vehement; und auch im einfachen Volk wird die Verbindung Albrechts nicht nur wohlwollend aufgenommen: Die Meinungen der Stammtischbrüder in einer Münchner Schänke reichen von Zustimmung über Misstrauen bis zu wütendem Widerspruch. Albrecht und Agnes ziehen sich vor alldem auf des Herzogs Schloss zurück.
Die Heirat der beiden zeitigt jedoch zunehmend auch öffentliche Konsequenzen: Im Volk munkelt man, dass Albrechts Zwist mit dem Vater politische Folgen haben könnte. Auch Agnes selbst sieht die Zukunft nicht allzu golden; und als Albrecht für ein paar Tage das Schloss verlassen muss, bittet sie ihn inständig, nicht lange fortzubleiben.
Agnes‘ dunkle Vorahnung bestätigt sich: In der Münchner Kanzlei von Albrechts Vater sinniert der Kanzler mit gemischten Gefühlen über das Todesurteil, das Herzog Ernst gegen Agnes verfügt hat. Und andernorts in München versucht ein tobender Mönch, die Gläubigen wider die Bernauerin aufzuhetzen; er wird aber von Anhängern Albrechts zum Schweigen gebracht.
Doch umsonst: Kaum hat Albrecht das gemeinsame Schloss verlassen, bricht das Unheil über Agnes herein: Zu mitternächtlicher Stunde dringen Herzog Ernsts Häscher in ihr Schlafgemach und reißen sie aus dem Bett, um sie vor den gedungenen Richter zu zerren. Ihr wird kurzer Prozess gemacht; und als man sie zu Straubing in der Donau ertränkt, begeifern sensationslüsterne Hexen die Hinrichtung.
Albrecht ist dermaßen erbittert über den Mord, dass er beschließt, München dem Erdboden gleichzumachen; schon steht er vor den Toren der Stadt. In letzter Sekunde jedoch überbringen ihm Boten die Nachricht, dass sein Vater verstorben und er selbst jetzt Herzog von Bayern geworden sei. Erschüttert fügt der junge Mann sich in sein Schicksal; ja, die tote Gattin selbst scheint ihn zu bestärken: Gleich einer himmlischen Vision erscheint Agnes‘ Gestalt in den Wolken.
KOMMENTAR
Als Orffs Tochter Godela 1942 ein Engagement ans Bayerische Staatschauspiel bekam, wurde ihr die Titelrolle in Hebbels Drama Agnes Bernauer anvertraut. Da die Schauspielerin klagte, zu der sentimental gezeichneten Figur nur schwer Zugang zu finden, las Orff Hebbels Werk selbst und beschloss, eine eigene Version zu schreiben. Der Komponist wollte diesen Stoff in Kombination mit der urbayerischen Sprache, die er in Johann Andreas Schmellers bekanntem Bayerischem Wörterbuch fand, zu einem ganz und gar bayerischen Stück formen – wobei er mit der Neubildung von Worten sogar über Schmellers Buch hinausging.
Einen weiteren Einfluss auf das für Schauspieler konzipierte Werk nahm eine Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, das Liederbuch der Clara Hätzerlin (Augsburg 1471). Mit seinen über 2000 Gedichten gab es Orff wertvolle Anregungen und wirkte tiefgreifend auf die Badstuben-, die Hexen- oder die Schlafkammerszene ein.
Stark strukturbildend für das balladenhafte Werk sind die geradezu antikischen Chorszenen: so etwa rekurrieren die Hexen mit ihrer „Mauerschau“ auf die antike Teichoskopie. Die Bernauerin steht somit am Wendepunkt in Orffs Schaffen: Einerseits bildet sie den Abschluss der vorangegangenen Schaffensphase, andererseits deutet sie bereits auf die Griechendramen des Komponisten hin.
Orchesterbesetzung
Hinter der Bühne: S. (2 Gl. · gr. Tamt. · mind. 6 kl. Tr. · mind. 3 Rührtr. · gr. Tr.) - 2 Klav. · Org.
Personenbesetzung
Im Orchester, später hinter der Bühne: Solo-Tenor -
Hinter der Bühne, später auf der Bühne: gr. gem. Chor -
Aus der Höhe: Solo-Sopran
Weitere Informationen
Württembergisches Staatstheater
Musikalische Leitung: Bertil Wetzelsberger
Inszenierung: Reinhard Lehmann · Kostüme: Wilhelm Reinking; Anneliese Sartorius · Bühnenbild: Wilhelm Reinking
(szenisch)