Der Freischütz
Produktdetails
Beschreibung
Seither fehlte es nicht an Versuchen, eine Gesamtausgabe der Werke Webers wieder in Gang zu bringen, allerdings ließ die politische Entwicklung nach 1945 wenig Spielraum für ein Projekt, das nur durch Beteiligung von Wissenschaftlern aus beiden deutschen Staaten zum Erfolg hätte geführt werden können. Erst in den achtziger Jahren konnten durch behutsame Verhandlungen konkrete Schritte in die Wege geleitet werden. Dabei war von Anfang an vorgesehen, Webers kompositorisches Werk nicht von seinen folgenreichen Arbeiten als Musikschriftsteller, Kritiker und Organisator zu trennen, sondern mit den Kompositionen auch die Briefe, Tagebücher und Schriften zu veröffentlichen, da nur so die vielfachen Wechselbeziehungen zwischen seinem musikalischen, schriftstellerischen und praktischen Wirken deutlich zu machen sind.
Seit der Wiedervereinigung wird nun gemeinsam von den beiden Arbeitsstellen an der Staatsbibliothek zu Berlin und am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn die Gesamtausgabe der Musikalischen Werke erarbeitet (ca. 45 Bände in 10 Serien: Kirchenmusik; Kantaten, Huldigungsmusiken und andere Gelegenheitswerke; Bühnenwerke; Lieder und Gesänge; Orchesterwerke; Kammermusik; Klaviermusik; Klavierauszüge; Varia, Bearbeitungen und Instrumentierungen; Zweifelhafte Werke). Die Ausgabe der Tagebücher (6–8 Bände) wird von der Berliner, die der Briefe (8–10 Bände) und Schriften (2 Bände) von der Detmolder Arbeitsstelle betreut.
Die Gesamtausgabe soll sowohl für die wissenschaftliche Auseinandersetzung als auch für die werktreue Pflege der Musik Carl Maria von Webers eine verlässliche Grundlage schaffen. Dem Standard neuester historisch-kritischer Ausgaben folgend werden auf der Grundlage aller erreichbaren Quellen authentische Werktexte vorgelegt und mit einer eingehenden Dokumentation der Werkgenese und ggf. abweichender Fassungen verbunden. Der historische Stellenwert der Werke wird durch die Darlegung ihrer Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte und durch die Kritischen Berichte erschlossen. Die Briefe, Schriften und Tagebücher werden in den Kommentaren als aufeinander bezogene Texte behandelt, so dass dem Leser ein Maximum an Information und Querverbindungen auf engstem Raume geboten werden kann.
Inhalt
Kritischer Bericht: Entstehung und Überlieferung des Werkes
Quellen
Editionsbericht zum Notentext
Editionsbericht zu den Gesangs- und Dialogtexten sowie zu den Szenenanweisungen
Anhang: Texte
Abbildungen
Register
Weitere Informationen

Begründung der Jury
Der 2017 vorgelegte Band der Carl Maria von Weber-Werkausgabe (WeGA) präsentiert mit dem „Freischütz“ nicht nur eines der bekanntesten Werke des Komponisten, sondern zeigt auch die gelungene Verbindung von traditionellem editorischem und musikverlegerischem Handwerk mit den aktuellen Innovationen auf dem Feld der Musikphilologie. In dem gedruckten Band präsentieren Verlag und Herausgeber einen sowohl den wissenschaftlichen wie den praktischen Bedürfnissen Rechnung tragenden Notentext, der – ergänzt durch einen Kritischen Bericht mit Bemerkungen zur Entstehungsgeschichte – die Referenz für alle weitere Befassung mit dem Werk liefern wird. Die sorgfältigen Quellenbeschreibungen und -bewertungen sowie der Apparat der textkritischen Anmerkungen machten alle Herausgeber-Entscheidungen transparent und ermächtigen damit nicht nur Forscher, sondern auch Praktiker in ihren aufführungsrelevanten Entscheidungen. Schon dies wäre nachhaltige und wissenschaftlich fundierte Notenedition im allerbesten Sinne, wie sie die in Deutschland seit langem öffentlich geförderte Zusammenarbeit von philologischer Forschung und Musikverlagen in vorbildlicher und weltweit einmaliger Weise gemeinsam betreibt.
Innovativ ist der vorliegende Band nicht nur deshalb, weil er die neuesten Debatten aus der Musikphilologie einbezieht, sondern auch, weil der Band mit dem Projekt Freischütz digital flankiert wird durch die Möglichkeiten der digitalen Welt. Dort werden alle wichtigen Quellen zu Text und Musik leicht zugänglich und nutzbar im Netz unter einer Creative Commons Lizenz zu Verfügung gestellt. Dies wurde durch die tatkräftige Unterstützung der Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek möglich, die die Digitalisierung und Veröffentlichung ihrer Schätze in diesem Rahmen erlaubte. Darüber hinaus erprobt die WeGA daran exemplarisch die Möglichkeiten der digitalen Kodierung von Notentexten zur Darstellung und Lösung komplexer editorischer Probleme. Die digitale Präsentationsform ermöglicht durch die Implementierung von Sound Files die innovative Verknüpfung philologischer Lösungsvorschläge mit ihrer praktischen Erprobung in Aufführungen. Die WeGA präsentiert mit diesem Paket aus traditionellem Notenband und digitalem Anteil einen zukunftsträchtigen Vorschlag für die Zusammenarbeit von Verlag, wissenschaftlichen Editionsprojekten und Bibliotheken, der nicht nur zeigt, dass sondern auch mit welchem Gewinn philologische Forschung heute im Verbund von Wissenschaft und Kulturleben stattfindet, und wie sie den digitalen Raum gewinnbringend für alle erobern kann.
Das Buch besticht durch seine hochwertige Ausstattung (Hardcover, buchbinderische Qualität, Papier) und seinen klassischen Textsatz, der in Typografie, Optik und hervorragenden Qualität schon fast anachronistisch anmutet. Schön, dass es das noch gibt. Ein parallellaufender Text in Englisch und Deutsch mit sehr gut gesetzten Fußnoten unterstützen die Lesbarkeit und Übersicht.