Apokalypse
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Inhalt
Der Seher Johannes von Patmos meditiert inmitten von Schriftrollen, gelehrten Büchern, Zeitungen, flackernden Bildschirmen und Lautsprechern: jahrtausende alte Weltdeutungen und aktuelle Nachrichten strömen auf ihn ein. "Wo warst du, Gott?", schreit er. "Wo bist du, Mensch?", hört er. Wird das Drama zur Tragödie? Im Sternenhimmel der Ägäis sucht er nach Antworten, taucht in die Tiefen des Seins, wird Zeuge der Rätsel der sieben Siegel, erlebt das Trommeln der Hufe der apokalyptischen Reiter, wird immer weiter getrieben in seinem quälenden Fragen, bis alles explodiert in einem grenzenlosen Zornausbruch, mit dem er den angerufenen Gott herausfordert. Der reagiert endlich mit mehr als einer Gegenfrage. Aber ganz anders, als erwartet. Tief ins Herz lässt er sich blicken; ins Herz eines enttäuschten und bitter verwundeten Liebhabers: "Mein Mensch, mein Mensch, warum hast du mich verlassen?" Finis? Nein.
Ein Geschenk wartet auf den Seher: Ganz andere Töne. Ein Blick ins Jenseits von Zeit und Raum, dorthin, wo Gerechtigkeit und Barmherzigkeit keine Gegensätze mehr sind. Hiller erweitert für seine "Apokalypse" die Besetzung seiner "Schöpfung". Ein klingendes Mosaik (Männerquartett und Counter, Geige, Harfe, Celesta und Schlagzeug) um einen Koloratursopran, eine Klarinette und einen Flügel spannt den musikalischen Bogen vom Anfang der Welt bis zu ihrem Ende. Seine Musik erzählt von der Verantwortung des Menschen für die Schöpfung und von dem, wovon man nichts wissen kann, aber vieles erhoffen, wovon man nicht reden kann, aber hören: Jenseits des Endes ist Neues. Das Geheimnis des Lebens bleibt, die Vokalisen der engelsgleichen Stimme verschweben im Raum. (Stefan Ark Nitsche)
Weitere Informationen
St. Sebald
Internationale Orgelwoche Nürnberg
Johannes Euler, Johannes von Patmos; Anna-Lena Elbert, Koloratursopran; die Singphoniker; Oliver Klenk, Klarinette; Franziska Strohmayr, Violine; Carl Amadeus Hiller, Schlagzeug;
Thomas Sporrer, Schlagzeug; Takuya Taniguchi, Schlagzeug; Berno Scharpf, Celesta; Tanja Huppert, Klavier; Irmgard Gorzawski, Harfe