The Creation
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Die Schöpfung ist nicht nur ein entscheidender Höhepunkt im kompositorischen Schaffen von Joseph Haydn, sondern das Werk markiert auch einen Wendepunkt in der Geschichte des Oratoriums überhaupt. An der Schwelle des 19. Jahrhunderts brach Haydn mit der traditionellen Dominanz von Arien, räumte dem Chorus einen höheren Stellenwert ein und ebnete so den Weg für ein neues Chor-Oratorium – einen der Eckpfeiler des aufkommenden bürgerlichen Konzertlebens.
Haydn wurde zur Komposition von Die Schöpfung während einer London-Reise im Jahr 1791 inspiriert, wo er Händels Messiah und Israel in Egypt in einer überaus opulenten Aufführung mit mehr als 1000 Musikern in der Westminster Abbey hörte. Das originale, englische Libretto, das auf dem Buch Genesis, John Miltons Paradise Lost und dem Buch der Psalmen basiert, wurde geschickt angepasst und ins Deutsche übertragen von Gottfried van Swieten, derzeit Präfekt der Kaiserlichen Hofbibliothek in Wien, der es ebenfalls zurück ins Englische übersetzte – mit vielleicht etwas zweifelhafteren Ergebnis. Haydn begann spät im Jahr 1796 mit dem Oratorium, das schließlich im April 1798 vor einem begeisterten Publikum uraufgeführt wurde. Haydn selbst war fast überwältigt von der Aufführung, über die er sagte: „Bald war ich eiskalt, bald überfiel mich eine glühende Hitze, und ich befürchtete, vom Schlag gerührt zu werden.“ Während der Romantik verlor das Werk an Popularität, als seine vermeintliche Naivität weniger Anklang fand. Im 20. Jahrhundert erfreute es sich wieder zunehmender Beliebtheit und nimmt heute einen festen, zentralen Platz im Kanon der Musik ein.
Das Werk zeugt von einem überwältigenden Optimismus (der Sündenfall von Adam und Eva wird lediglich einmal im Vorübergehen erwähnt) und reflektiert den tiefen, doch gelassenen Glauben Haydn, der laut eines Biografen als nicht von der glühenden, stets leidenden Art, sondern eher fröhlich und versöhnlich beschrieben wird. Die musikalische Handschrift offenbart Haydns ausgezeichnete Technik, die aber mit Leichtigkeit einhergeht. Die Darstellung von Chaos in der Ouvertüre ist eine außerordentliche Lehrstunde in Tonmalerei, die fugalen Sätze, die jeden Teil beenden, sind durchaus gewichtig, verlieren aber nie ihren Elan; Arien sprudeln über vor ansteckender Energie. Haydn brannte für sein Werk und seine Musik überträgt dies spürbar an Sänger und Publikum.
Anmerkung des Herausgebers: Naturgemäß bietet die SAM-Klang-Edition zuweilen Herausforderungen durch eine etwas höhere stimmliche Aktivität als die originale SATB-Version, und an einigen Stellen sind leicht veränderte Einsatzreihenfolgen der Stimmen in den polyphonen Abschnitten notwendig. Dennoch kann die originale Orchesterbegleitung ohne Einschränkungen zusammen mit dieser Version verwendet werden, und das Werk kann auch mit Klavierbegleitung aufgeführt werden.
Content
1. Die Schöpfung/The Creation [Josef Haydn]