Marco Cerletti - Random and Providence

Der Chapman-Stick, der mit seinen zehn Saiten Gitarre und Bass quasi in einem Korpus vereint, ist noch um einiges komplizierter, als es schon auf den ersten Blick erscheint: Ein Meister dieses außergewöhnlichen und schwierigen Instruments, an dem sich schon viele Musiker vergebens versucht haben, ist der 36-jährigc Marco Cerletti, dem die individuelle Umsetzung musikalischer Konzepte; so virtuos gelingt. Fern liegt es dem fingerfertigen Schweizer allerdings, die vielfältigen Stimmungen, die seine-Musik' behutsam aufbaut, durch "plumpe und bombastische Technik zu verderben. Er benötigt (z. B. die-Real Time Sampler Technik bei live-Auftritten, wo die entstehenden Delay-Schleifen jeden Fehler Sofort aufdecken, nicht um sich die Arbeit zu erleichtern - im Gegenteil, er nutzt die Technik“, lässt sich aber nicht von ihr ausnutzen.
„Da meine Musik in so vielen unterschiedlichen Traditionen verwurzelt ist und sie sich immer wieder neue Bereiche erschließt, kann ich sie nicht so einfach in eine der gängigen Standardkategorien einordnen. Ich nenne sie daher lieber „Random And Providence“, was sich wohl noch am besten mit „Zufall und Vorsehung“ übersetzen ließe.“
Random and Providence“, ein Platentitel, der gleichzeitig Programm ist. Die Stimmungen wechseln, doch der angenehme Gesamteindruck einer sensiblen Musik ohne stilistische Berührungsängste bleibt. Dafür sorgt insbesondere ein Mitmusiker Cerlettis, der türkische Multi-instrumentalist und Sänger Burhan Oecal. Er spielte bislang z.B. mit Nana Vasconselos, Bobby Watson, Steve Swallow; in letzter Zeit arbeitete er intensiv mit der klassischen Pianistin Maria Joao Pires und dem Free Jazz-Saxophonisten Werner Lüdi zusammen. Doch auch so ausgefallene Instrumente wie der australische Didjeridoo oder das klassische Fagott, mit dem in einem derartigen Zusammenklang wohl niemand gerechnet haben dürfte, fügen sich problemlos in die Melodielinien Und Rhythmus-Patterns von Cerlettis Chapman-Stick ein.
Marco Cerletti ist keiner jener Musiker, die sich hinter Studiowänden, fernab vom Publikum, auf Dauer wohlfühlen. Er gehörte seit 1972 zu der Schweizer Formation „Circus“, mit der er (damals nach am Bass) vier LPs einspielte, aber auch über 400 Konzerte in ganz Europa gab. 1982 gründete Cerletti zusammen mit zwei anderen Bassisten und einem Schlagzeuger, die Gruppe „Basstardi“, 1985 ging er u.a. mit Emmett Chapmann persönlich auf eine USA-Tour. Dort wirkte Cerletti auch bei Live-Konzerten von „Robert Fripp and the Crafty Guitarists“ mit. 1987 begann er, sich ein eigenes Programm unter dem Namen „Marco Cerletti plays the Stick“ zu erarbeiten.

''Ein Virtuose am Chapman-Stick. Ich hoffe, er wird ebenso erfolgreich wie Andreas Vollenweider.'' (Bremer, 01/91)