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Manuel Pujol

"Das innigste und natürlichste aller Instrumente"

schottchor.com spricht mit Manuel Pujol, dem Gewinner des 1. Deutschen Chordirigentenpreises, über das Chorsingen und seine künstlerische Arbeit

Manuel Pujol ist seit 2010 Stipendiat des Eliteförderprogramms des Deutschen Musikrates „Dirigentenforum“.
Mit großer Begeisterung für das moderne Repertoire auf der einen sowie das Musiktheater auf der anderen Seite sammelte der heute 31-Jährige bereits wichtige Erfahrungen als musikalischer Assistent u.a. bei den Uraufführungen der Opern „Der verlorene Schlüssel“ von Wilfried Krätzschmar (2006) sowie „Linkerhand“ von Moritz Eggert (2008). Darüber hinaus assistierte der gebürtige Mainzer bei den Bad Hersfelder Festspielen, dem Stuttgarter Staatsopernchor sowie dem Dresdner Kammerchor. Am Theater Görlitz arbeitet er seit 2009 als Chordirektor und 2. Kapellmeister. Dabei empfindet er keinen generellen Unterschied zwischen der Chor- und Orchesterleitung:

Manuel Pujol  Manuel Pujol

Manuel Pujol: Viel entscheidender und unabhängig davon, ob Chor oder Orchester, ist es, welchen Zugang man zu dem jeweiligen Ensemble findet. Natürlich erfordert die menschliche Stimme als das innigste und natürlichste aller Instrumente eine enorme Sensibilität beim Dirigieren.

Welche speziellen Kompetenzen sind denn bei Ihrer aktuellen Tätigkeit als Chordirigent am Theater gefragt?

Bei meiner täglichen Arbeit als Opernchordirektor steht das Heranführen und Integrieren des Chores in das Gesamtgefüge einer Opernproduktion im Vordergrund. Das erfordert eine enorme Flexibilität, Beharrlichkeit, aber auch Kompromissbereitschaft z.B. beim parallelen Proben unterschiedlicher Genres oder der Herausforderung, die klangliche Qualität mit den szenischen und choreographischen Anforderungen des Regisseurs in Einklang zu bringen.

Geben Sie uns doch einen kurzen Einblick in Ihre persönliche Musizierpraxis. Kommt in Ihrer Arbeit mit dem Chor regelmäßig der Taktstock zum Einsatz? Ist Auswendigsingen Pflicht? Und welchen Raum nimmt die Stimmbildung ein?

Ob ich mit oder ohne Taktstock dirigiere, hängt immer mit dem anstehenden Repertoire zusammen, ebenso die Entscheidung, ob auswendig gesungen wird oder nicht. Bei Opernvorstellungen muss der Chor selbstverständlich die Partie ohne Noten singen und aufgrund der großen Distanzen zwischen Bühne und Orchestergraben dirigiere ich dann auch mit Taktstock. Bei A-cappella-Konzerten sowie bei Chorproben verzichte ich auf den Taktstock und beharre auch nicht auf auswendigem Musizieren. Bei meiner Arbeit mit professionellen Konzert- und Opernchören spielen die Stimmbildung und das Einsingen eigentliche keine Rolle, da die Stimmpflege in der Eigenverantwortung der ausgebildeten Sänger liegt.

Sicher ist auch die richtige „Chemie“ innerhalb der Sängergruppe eine wichtige Voraussetzung für gutes Musizieren …

Natürlich gehört es auch zu meinen Aufgaben als Leiter eines Chores, für eine konstruktive und gerne auch mal heitere Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Ich möchte aber keinen Einfluss drauf nehmen, ob und welchen Draht die einzelnen Sänger privat zueinander haben.

Wodurch wurde Ihre Begeisterung speziell für die Chormusik entzündet?

Das erste Werk, das eine nachhaltige Faszination in mir ausgelöst hat, war die Aufführung des Mozart-Requiems, bei der ich im Alter von acht Jahren mitgesungen habe. Als Chorsänger habe ich in meiner Kindheit viele Erfahrungen sammeln können und bis zum Ende meiner Schulzeit gerne in verschiedenen Chören gesungen.

Nach dem Abitur ging es dann an die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden. Welche Pädagogen haben Sie dort nachhaltig beeinflusst?

Sicherlich wurde ich durch meine ersten Lehrer Prof. Ekkehard Klemm und Prof. Hans-Christoph Rademann am stärksten geprägt und geformt, allerdings habe ich stets versucht, meine eigene Dirigiersprache zu finden und auch heute immer noch weiterzuentwickeln. Dafür sind natürlich Anregungen und Inspirationen von Dirigierpersönlichkeiten, die ich in Konzerten erleben oder persönlich treffen durfte, unentbehrlich.

Ist die öffentliche Wertschätzung des Chordirigenten im Vergleich zum Orchesterkollegen nicht zu gering?

Grundsätzlich denke ich schon, dass die Arbeit des Chordirigenten und auch deren Bedeutung nach wie vor unterschätzt wird, freue mich aber über die immer größer werdende Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die den Chordirigenten in der öffentlichen Wahrnehmung in letzter Zeit entgegengebracht wird, allem voran durch die Vergabe des 1. Deutschen Chordirigentenpreises.

Was sind Ihre musikalischen Vorhaben für die Zukunft?

Es gibt so viele Werke, die ich gerne einmal erarbeiten würde, angefangen bei den Bach-Passionen und natürlich dem Mozart-Requiem. Aber jetzt alle Pläne und Visionen zu nennen, würde hier den Rahmen sprengen. Da ich ja noch am Anfang meiner Dirigentenlaufbahn bin, hoffe ich möglichst viele meiner Ideen in den nächsten Jahren umsetzen zu können. Für mich ist die Chormusik ein traumhafter und in ihrer Vielfalt unerschöpflicher Begleiter in meinem Alltag.


Weiterführende Literatur:

Anregungen und Erfahrungen eines jener etablierten und weltweit gefeierten Chordirigenten, wie sie auch Manuel Pujol als Inspiration dienen, finden Sie u.a. in „Schott Master Class Chorleitung“.

Darin liefert der aktuelle Chefdirigent des Berliner Rundfunkorchesters und leidenschaftliche Pädagoge Simon Halsey unter der Überschrift „Vom Konzept zum Konzert“ eine Fülle praktischer Tipps für die Arbeit mit Laienchören wie auch professionellen Ensembles.