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"Der Rosenkavalier" an der Bayerischen Staatsoper: Online-Uraufführung der reduzierten Fassung

Am 21. März 2021 feiert Der Rosenkavalier von Richard Strauss an der Bayerischen Staatsoper München Premiere. Es ist gleichzeitig die Uraufführung der neuen Fassung für eine kleinere Orchesterbesetzung von Eberhard Kloke, die sich an der Instrumentierung von Ariadne auf Naxos orientiert.  Die Inszenierung von Barrie Kosky wird mit Spannung erwartet. In den Hauptrollen der hochkarätig besetzten Produktion sind Marlis Petersen als Feldmarschallin, Christof Fischesser als Baron Ochs von Lerchenau, Katharina Konradi als Sopie, Samantha Hankey als Octavian und Johannes Martin Kränzle als Herr von Faninal zu erleben. Am Pult steht Vladimir Jurowski.

Der Bearbeiter Eberhard Kloke über seine neue Fassung:

Die Premiere um 15:30 Uhr wird kostenfrei auf der Plattform Staatsoper.TV gestreamt und bei BR Klassik übertragen. Am 22. März wird die Aufzeichnung des Streams um 19:00 Uhr wiederholt.

 



 

Szenenfoto: © Bayerische Staatsoper / Wilfried Hösl
Portrait Eberhard Kloke: privat

Werk der Woche – Hans Werner Henze: The Bassarids (Die Bassariden)

Da zurzeit nahezu alle Opern- und Konzerthäuser der Welt geschlossen sind, richten wir in dieser Woche den Blick auf eine aktuelle Inszenierung von Hans Werner Henzes The Bassarids – Die Bassariden. Die Produktion der Komischen Oper Berlin ist als kostenloses Video on Demand bei OperaVision zu sehen. Die Kritiken zur Inszenierung von Barry Kosky und musikalischen Umsetzung durch Vladimir Jurowski waren herausragend; es ist also eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Tiefen dieses epochalen Meisterwerks ausgiebig zu erkunden.  Das Video finden Sie am Ende dieser Seite. 

Die Handlung orientiert sich an den Bakchen des Euripides. Das Libretto entstammt der Feder von W. H. Auden und Chester Kallman. Bei seinem Antritt der Herrschaft über Theben spricht Pentheus zuallererst ein Verbot des Dionysos-Kultes aus. Wie sich später herausstellt, hat Pentheus diese Rechnung jedoch ohne Dionysos gemacht. Dieser kommt nämlich in Gestalt eines Fremden nach Theben und stiftet Pentheus zur heimlichen Beobachtung der nächtlichen Riten an. Dabei wird der Herrscher Thebens in Frauenkleidung durch seine eigene Mutter, Agaue, erschlagen, die ihn für ein wildes Tier hält. Das grausame Erwachen folgt am nächsten Morgen: Erst jetzt realisiert Agaue ihre Tat. Dionysos zeigt seine wahre Identität, enthüllt den vollzogenen Plan als Racheakt an Pentheus und verlangt die bedingungslose Verehrung durch das Volk von Theben.

[caption id="attachment_70475" align="aligncenter" width="600"] Hans Werner Henze (rechts) mit Regisseur Gustav Rudolf Sellner (links) und den Librettisten Chester Kallman und W. H. Auden bei der Uraufführung von "Die Bassariden" 1966 in Salzburg [Foto: Heinz Köster][/caption]

Hans Werner Henze: The Bassarids – Pole der menschlichen Existenz


Der Einakter besteht aus zwei Teilen und ist formal an eine viersätzige Symphonie angelehnt. Die große Besetzung, Komplexität des Librettos und vielschichtige musikalische Faktur machen die Aufführung von The Bassarids zu einem ambitionierten Projekt. Mit Dionysos und Pentheus stehen sich zwei Pole der menschlichen Existenz gegenüber, die auf der Grundlage des antiken Stoffes zahlreiche Bezüge zur Gegenwart zulassen.
Die Bassariden, die ich heute viel besser verstehe und die ich viel mehr liebe als damals, als ich sie schrieb, für mich bedeuten sie heute mein wichtigstes Theaterwerk. Interessant und modern und uns angehend und eigentlich auch die Jahre um 1968 angehend sind eben die Fragen: Was ist Freiheit, was ist Unfreiheit? Was ist Repression, was ist Revolte, was ist Revolution? All das wird eigentlich bei Euripides gezeigt, angedeutet, angeregt. Die Vielzahl, der Reichtum der Beziehungen, der greifbar-sensuellen Beziehungen zwischen dieser Antike, dieser Archais, und uns wird durch den Auden’schen Text hergestellt, und Euripides wird herangezogen in unsere Zeit, und zwar in einer Weise, wie es auch die brillanteste Regie mit dem griechischen Original nicht machen könnte, bei dem eben immer die Distanz zu einer anderen und lang zurückliegenden Zivilisation sich manifestiert. – Hans Werner Henze

Das Video on Demand ist noch bis zum 13. April zu sehen, eine letzte Aufführung der Produktion an der Komischen Oper Berlin ist für den 26. Juni geplant.     

Foto: © Komische Oper Berlin / Monika Rittershaus

Werk der Woche – Modest Mussorgskij: Boris Godunov

Russland trifft auf Frankreich, oder anders: Modest Mussorgskij auf die Opéra Bastille in Paris. Denn dort feiert seine Oper Boris Godunov in der Erstfassung am 7. Juni 2018 Premiere. Am Pult steht Vladimir Jurowski, Ildar Abdrazakov wird an diesem Abend als Titelheld auftreten. Die Inszenierung übernimmt Ivo Van Hove, das Bühnenbild stammt von Jan Versweyveld und die Kostüme von An D’Huys.

1869 schrieb Mussorgksij die erste, später „Ur-Boris“ genannte Fassung basierend auf der „dramatischen Chronik“ von Alexander Puschkin. Als er diese beim Musiktheaterkomitee der Kaiserlichen Theater einreichte, stieß er jedoch auf völlige Ablehnung. Das Komitee bemängelte vor allem das Fehlen einer repräsentativen Frauenrolle. Drei Jahre lang bearbeitete und erweiterte Mussorgskij das Werk substantiell. Doch auch der daraus entstandene „Original-Boris“ scheiterte bei der Uraufführung 1874 in St. Petersburg und wurde 1882 aus staatspolitischen Erwägungen von der Zensurbehörde abgesetzt. Weitere mehrfache Bearbeitungen von Mussorgskij selbst, später auch Neuorchestrierungen von Nikolaj Rimskij-Korsakow und zuletzt von Dmitrij Schostakowitsch trugen lange dazu bei, den Blick auf die ursprüngliche dramaturgische und musikalische Gestalt von Boris Godunov zu verstellen. Erst die kritische Werkausgabe von Pawel Lamm von 1928, auf der die Schott-Ausgabe beruht, ermöglichte es, die Oper über die historische Figur des Boris Godunov (1552–1605) in der von allen späteren Ergänzungen befreiten Form so zu spielen, wie es den ursprünglichen Intentionen des Komponisten entsprach.

Modest Mussorgskij – Boris Godunov: ein musikalisches Volksdrama


Boris Godunov hat den Thronfolger Dmitrij ermorden lassen und herrscht nun selbst über das russische Reich. Es sind unruhige Zeiten, Jahre vergehen, doch trotz seiner ehrlichen Anstrengungen, die Lage des hungernden Volkes zu verbessern, liebt es ihn nicht. Zudem quälen ihn Gewissensbisse, was seine Gegner auszunutzen wissen: Psychisch unter Druck gesetzt wird er wahnsinnig – am Ende wartet nur der Tod auf ihn. Die eigentliche Hauptrolle in Boris Godunov  übernimmt allerdings nicht die Titelfigur, sondern das russische Volk, umgesetzt durch beeindruckende Massenszenen.
„Die feinen Züge der menschlichen Natur und der menschlichen Masse aufzufinden, ein eigensinniges Bohren in diesen unerforschten Regionen und ihre Eroberung – das ist die Mission des echten Künstlers. Zu neuen Ufern!“ – Modest Mussorgskij

In Paris wird Mussorgskijs Hauptwerk in der Urfassung noch an elf weiteren Abenden bis zum 12. Juli 2018 zu erleben sein.

 

Foto: Théâtre du Capitole de Toulouse / Patrice Nin

Werk der Woche – Valentin Silvestrov: Sinfonie Nr. 3

Am 30. September 2017 feiert Valentin Silvestrov seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird am 27.09.2017 seine Sinfonie Nr. 3 ("Eschatophonie") zum ersten Mal im Vereinigten Königreich gespielt. Vladimir Jurowski dirigiert das London Philharmonic Orchestra in der Royal Festival Hall in London.



Silvestrov beschäftigte sich erst ab dem Alter von 15 Jahren mit Musik, zunächst autodidaktisch, später durch den Besuch der Abendmusikschule parallel zu einem Ingenieursstudium in seiner Geburtsstadt Kiew. 1967 erhielt der Komponist den Koussevitzky-Preis, wurde aber als führender Vertreter der "Kiewer Avantgarde" kurz darauf aus dem Komponistenverband der UdSSR ausgeschlossen.

Während seiner "avantgardistischen Schaffensperiode", wie Silvestrov diese Zeit selbst nennt, experimentierte er mit starken Kontrasten. So ist die Sinfonie Nr. 3 geprägt von Wechselspielen von rhythmisch hochkomplexer Notation und freier Improvisation. Den Vertretern der konservativen sowjetischen Musik widerstrebte Silvestrovs Kompositionsstil, weshalb seine Werke in seiner Heimat lange Zeit verboten waren. Daher eroberten sie zunächst Europa, bis sie sich durch den wachsenden internationalen Erfolg auch in der UdSSR etablieren konnte.

Die Sinfonie Nr. 3 von Valentin Silvestrov: Musik vom Anbruch einer neuen Welt


Bei dem Untertitel "Eschatophonie" handelt es sich um einen Neologismus, den Silvestrov aus dem Fachbegriff der Lehre vom Ende einer alten und vom Anbruch einer neuen Welt, schuf. Durch das Suffix "-phonie" (griech. phoné ="Klang/Ton") setzt er diese Lehre in einen musikalischen Kontext. Gleichzeitig besitzt sie eine religiöse Dimension:
Seiner Meinung nach ist alles schon da – ist alles schon geschrieben worden. Um das zu verstehen, muss man an den Allmächtigen erinnern. Alles ist schon einmal geschaffen worden, man muss nichts weiter tun als aufmerksam dem zu lauschen, was schon da ist, und das wieder aufrufen. Dann fängt wieder etwas an zu schwingen. Es war eigentlich die ganze Zeit schon da, aber jetzt können auch wir die Schwingungen spüren und das als Musik wahrnehmen. – Sofia Gubaidulina über Silvestrovs Musikanschauung

In der Sinfonie Nr. 3  lässt  Silvestrov bei jeder Aufführung eine neue Welt entstehen, indem er Anweisungen wie "chromatische Cluster unbestimmter Größe" oder "atonale Improvisationen nach graphischem Modell" gibt. Improvisatorische Phrasen ziehen sich durch alle drei Sätze. Insbesondere den Streichern und den vier Schlagzeugern weist der Komponist viele freie Passagen zu.

In zahlreichen Konzerten – von Amerika über Europa nach Russland und Japan – werden der Jubilar und seine Musik gefeiert. Rund um den Geburtstag sind unter anderem folgende Stücke von Silvestrov zu hören:  am 28.9. die Sinfonie Nr. 8 in der Sibelius Hall in Lahti mit John Storgårds und dem Lahti Symphony Orchestra,  am 30.9. und am 1.10. die Serenade für Streichorchester und die Elegie für Streichorchester mit Kirill Karabatis und der Dresdner Philharmonie im Kulturpalast Dresden, am 27.10. Postludium mit Christopher Lyndon-Gee und dem Adelphi Symphony Orchestra im Adelphi University Performing Arts Center Garden City, New York, am 4.11. die Sinfonie Nr. 4 und Postludium mit Dennis Russel Davies und dem NCTS Orchestra in Tokyo und am 11.11. Widmung mit Vladimir Jurowski und dem Svetlanov Orchestra in Moskau.

Die Verlage Belaieff und Schott Music gratulieren Valentin Silvestrov herzlich zu seinem runden Geburtstag!