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Werk der Woche - Peter Eötvös: Halleluja - Oratorium balbulum

Am 30. Juli findet im Rahmen der Salzburger Festspiele die Uraufführung von Peter Eötvös‘ Halleluja – Oratorium balbulum statt. Unter der Leitung von Daniel Harding musizieren die Wiener Philharmoniker zusammen mit dem Hungarian Radio Choir im Großen Festspielhaus in Salzburg. In der Serie „Ouverture Spirituelle“ der Salzburger Festspiele bildet die Uraufführung des Oratoriums den zeitgenössischen Höhepunkt des Programms.



Diese Uraufführung des ersten symphonischen Vokalwerks mit Solostimmen, Chor und Orchester von Eötvös wird dem kürzlich verstorbenen Schriftsteller Péter Esterházy, dem Eötvös freundschaftlich verbunden war, gewidmet. Gemeinsam mit dem Komponisten hatte er das Libretto zum Oratorium verfasst.

Peter Eötvös‘ Halleluja – Ein Oratorium für Chor, Engel, Erzähler und stotternden Propheten


Für seinen Landsmann Eötvös entwickelte der ungarische Schriftsteller das Libretto zu einem Meta-Oratorium. Darin agieren Chor, Engel, Erzähler und der stotternde Prophet im Bewusstsein ihrer Funktionen. Eötvös, der Musik als intensive Kommunikation zwischen Komponist, Interpret und Publikum begreift, sammelte dazu Fragmente bestehender Halleluja-Kompositionen. Mit Zitaten aus Bachs Kantate Ich hatte viel Bekümmernis, Händels Messiah, Mussorgskijs Boris Godunow und Gospels reichert Eötvös das Werk um weitere Ebenen an. Prophezeiungen und Identitätssuche im Oratorium führen schließlich zu bitteren Einsichten, nicht ohne Verweis auf die aktuelle politische Situation. Auf der Suche nach einer prophetischen Figur für den Textentwurf stieß Esterházy auf den St. Galler Mönch Notker Balbulus, auch Notker der Stammler genannt. Eötvös selbst macht Notker zum Sinnbild für unsere heutige Zeit:
Heutzutage ein Prophet zu sein ist eigentlich unmöglich; alles ist unvorhersehbar. Oder die Zukunft ist schon Gegenwart, bevor ein stotternder Prophet seine Vision fertig ausgesprochen hat… Und trotzdem müssen einige wichtige Dinge gesagt werden – auch wenn man sie nur stammelnd vortragen kann. Es ist also weniger ein Porträt über Notker, sondern mehr über unsere Zeit. Der Chor hat zunächst nur die Rolle eines Volks, das zu allem ‚Halleluja‘ sagt, sich also mit allem zufrieden geben muss. Es wird aber zunehmend kritischer und selbstbewusster. – Peter Eötvös

Nach der Uraufführung in Salzburg dirigiert Harding zwei weitere Aufführungen des Halleluja – Oratorium balbulum, am 23. November in Wien und am 24. November in Budapest. Im nächsten Jahr wird Eötvös an der Tonhalle Zürich in der Position des „Creative Chair“ selbst als Dirigent tätig sein. Hier findet am 22. März mit dem Tonhalle-Orchester Zürich die Schweizer Erstaufführung des Oratoriums statt. Im gleichen Konzert wird auch das Schlagzeugwerk Speaking drums zu hören sein.

In Kürze, am 1. August, dirigiert Eötvös außerdem im Rahmen der Salzburger Festspiele seine Sonata per sei mit dem Ensemble Klangforum Wien in der Kollegienkirche.

Werk der Woche - Jörg Widmann: Messe

Jörg Widmann zählt zu den wichtigsten deutschen Komponisten unserer Zeit. Für die Spielzeit 2015/16 nahm er an der Tonhalle Zürich seinen Platz auf dem "Creative Chair" ein und führt ab dem Mittwoch dieser Woche seine Abschlusskonzerte auf: Unter eigener Leitung präsentiert Widmann die schweizerische Erstaufführung seines Orchesterwerks Messe, gespielt vom Tonhalle-Orchester Zürich. Als Nachfolger für Widmann tritt dann der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös ein.



Der Creative Chair wurde von der Tonhalle-Gesellschaft Zürich in der Saison 2014/15 erstmals vergeben. Sie schuf damit eine Position für bedeutende Komponisten unserer Zeit, die darüber hinaus auch als Dirigenten oder auch solistisch tätig sein können. Widmann selbst ist nicht nur Komponist und Dirigent, sondern auch Klarinettist: So kombiniert er in diesem Rahmen die Aufführungen von Messe mit Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622.

Jörg Widmanns Messe für großes Orchester – dem „instrumentalen Singen“ gewidmet


Vor knapp zehn Jahren vollendete Widmann mit Messe eine Trilogie von Orchesterwerken, die er mit Lied (2003) und Chor (2004) begonnen hatte. Sein Interesse für geistliche Themen war zunächst vor allem literarischer und musikalischer Natur. Die Arbeit an seinem 5. Streichquartett mit Sopran Versuch über die Fuge forderte ihn zu strengen musikalischen Formen heraus. Techniken, denen er zuvor oft aus dem Weg gegangen war, bestimmten nun das gesamte Satzbild. Analog dazu verlief auch die Entwicklung seiner Orchestermusik in dieser Zeit und so konzipierte Widmann ein Werk, das vokale Musik auf instrumentale  Besetzungen projiziert.
Das instrumentale Singen ist das Thema meiner zwei vorangegangenen Orchesterstücke ‚Lied‘ und ‚Chor‘. Kein Sänger und kein Chor treten dort auf; das Orchester selbst singt, rezitiert und deklamiert. So auch in der Messe. Die Musiker selbst sind die Protagonisten: Soli, Chor und Orchester in einem. In der ‚Monodia‘ des ‚Kyrie‘ gibt es beispielsweise einen Wechselgesang zwischen Chor und Orgel, ohne dass eine Orgel oder ein Chor beteiligt wären. An zentralen liturgischen Stellen, etwa zu Beginn des ‚Kyrie‘ und des ‚Gloria‘, erscheint das Notenbild wie eine riesenhafte Chorpartitur; jeder Musiker „singt“ auf seinem Instrument den jeweiligen Messetext. – Jörg Widmann

Vom 6. bis zum 8. Juli führt Widmann jeden Abend seine Messe in der Tonhalle Zürich auf. Zudem findet am 10. Juli in Saarbrücken eine Aufführung von Versuch über die Fuge in einer Fassung für Sopran, Oboe und Kammerorchester statt. Es spielt das Saarländische Staatsorchester unter der Leitung von Christopher Ward. Widmanns Konzertouvertüre Con brio wird im August bei einer Tournee des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim aufgeführt, unter anderem in Buenos Aires (4. und 5. August), Salzburg (11. August), Luzern (15. August) und London (17. August).