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Werk der Woche – Jörg Widmann: Tanz auf dem Vulkan

Jörg Widmann hat sich als Klarinettist, Komponist und zunehmend auch als Dirigent einen großen Namen im internationalen Musikbetrieb gemacht. Am 27. Mai wird sein Tanz auf dem Vulkan als Teil der Reihe „Tapas“ von den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle uraufgeführt. Das Werk ist ein Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker zum Abschied des scheidenden Chefdirigenten des Orchesters.

Zu diesem Anlass beginnt Widmann seinen Tanz auf dem Vulkan mit einer Finesse: Der Schlagzeuger hält die Trommelstöcke über den Kopf und zählt wie im Jazz mit den Sticks ein. Die ersten Töne erklingen, aber wo ist der Dirigent? – Dieser befindet sich noch hinter der Bühne und tritt erst während der ersten elf Takte an sein Pult.

Jörg Widmann – Tanz auf dem Vulkan: Liebe zur Musik der Vergangenheit


Zwischen Tradition und Fortschritt in der Musik sieht Widmann keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Er bezieht sich explizit in seinen Werken auf musikalische Traditionen und schafft in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit etwas ganz Neues.
„Ich bin in den letzten Jahren den Berliner Philharmonikern in intensiver künstlerischer Zusammenarbeit verbunden und bin deshalb der Bitte um ein kurzes Abschiedsstück für Sir Simon gern nachgekommen. Es ist ein drängend-explosives Stück geworden. Die Stellenbeschreibung eines Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ist in vier Worten, wie ich finde, recht treffend beschrieben: Tanz auf dem Vulkan.“
 - Jörg Widmann

Am 31. Mai erklingt der Tanz auf dem Vulkan außerdem in der Royal Festival Hall in London. Am 2. Juni ist das Werk im Musikverein Wien, am 6. Juni in der Philharmonie Köln zu hören. Die spanische Erstaufführung folgt am 7. Juni in Madrid.

Werk der Woche - György Ligeti: Le Grand Macabre

Vom 17. bis 19. Februar präsentieren die Berliner Philharmoniker spektakuläre Aufführungen von György Ligetis Le Grand Macabre unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Die Regie der halbszenischen Inszenierung übernimmt Peter Sellars, dessen Interpretation bereits im Januar mit Rattle und dem London Symphony Orchestra zu sehen war.



Das fiktive Fürstentum Breughelland, vor dessen Kulisse die Oper spielt, wird bei Sellars durch das moderne Europa ersetzt. Doch auch hier ist der Hauptakteur der zwielichtige Nekrotzar, ein Demagoge mit unerschütterlichem Sendungsbewusstsein. Er, der Große Makabre, verkündet den Weltuntergang. Die wenigsten seiner Mitmenschen scheinen sich allerdings für diese Drohung zu interessieren: Statt Angst und Schrecken zu verbreiten, wird er zum Saufkumpanen der Breughelländer degradiert. Als die Erde tatsächlich unterzugehen droht, wähnen sich die Betrunkenen bereits im Himmel, nur um am Ende doch zu überleben. Allein Nekrotzar stirbt aus Gram – er hat sein heiliges Ziel verfehlt.

https://youtu.be/X9NMdfajdwI

 

Ligetis Le Grand Macabre: Weltuntergang im Vollrausch


Musikalisch bedient sich Ligeti an einem großen Steinbruch aus Kunst- und Popularmusik, verzichtet aber auf direkte Zitate. Vielmehr deformiert er das Material, fügt es in Montagen zusammen und lässt es als Anspielung erklingen. So meint man Stile von Monteverdis Orfeo, Beethovens Eroica und auch Pink Floyd zu erkennen. Ligeti selbst bezeichnet Le Grand Macabre als "Anti-Anti-Oper". Die doppelte Verneinung steht für das Aufgreifen traditioneller Opernelemente in einer Zeit der Verneinung des Theatralischen und des experimentellen Musiktheaters. Hier erreicht er eine Vereinigung von traditioneller Oper und Avantgarde. Als Vorlage des Librettos von Michael Meschke dient das Theaterstück La Balade du Grand Macabre von Michel de Ghelderode. Durch absurde Szenen und vulgäre Sprache entsteht ein eigenwilliger Humor, der die Oper prägt:
Meine Oper ist eine Art schwarze Farce, ein lächerliches Stück, humoristisch und doch zugleich auch absolut tragisch […]. Im Zentrum des Stücks stehen die Angst vor dem Sterben, die Unmöglichkeit, das Schicksal zu ändern, und die Handlungen und Anstrengungen, die man vergeblich unternimmt, um dem Faktum des Todes zu entkommen. Eine der Strategien (oder Träume), die eingesetzt werden, um diesem Geschick zu entgehen, ist der Versuch, den Tod ins Lächerliche zu ziehen. – György Ligeti

Nach den drei Aufführungen von Le Grand Macabre in Berlin präsentieren die Berliner Philharmoniker das Stück im Rahmen ihrer RuhrResidenz: Vom 23. bis 25. Februar sind sie im Konzerthaus Dortmund und in der Philharmonie Essen zu Gast, wo sie zusätzlich auch Konzertwerke von Ligeti spielen.

Foto: Tristram Kenton (Aufführung des London Symphony Orchestra)

Werk der Woche – Julian Anderson: Incantesimi

Unter der Leitung von Sir Simon Rattle finden diese Woche in gleich zwei Ländern Erstaufführungen von Julian Andersons Incantesimi statt: Am Mittwoch, den 31. August, spielen die Berliner Philharmoniker beim Lucerne Festival das erst kürzlich in Berlin uraufgeführte Orchesterwerk. Drei Tage später präsentieren sie es in der Royal Albert Hall in London im Rahmen der BBC Proms.



In dem von den Berliner Philharmonikern in Auftrag gegebenen Werk gelingt es Anderson in bloß acht Minuten fünf musikalische Gedanken, die sich in unterschiedlichen Konstellationen umkreisen, unterzubringen. Er komponierte Incantesimi ganz im Sinne der besonderen Fähigkeit dieses Orchesters, langsame Musik farbenreich zu gestalten.

Julian Andersons Incantesimi – Ein Zauber in acht Minuten


Die fünf musikalischen Gedanken in Incantesimi erscheinen zunächst im Hintergrund und gewinnen im nächsten Moment an Präsenz. Mit seinen wiederkehrenden Soli spielt vor allem das Englischhorn eine besondere Rolle in dem Stück. Streicher in langen Bögen und tiefe Akkorde kombiniert mit Glockendreiklängen im Mittelteil und Flöten in hohen Lagen versetzen in einen „fast hypnotischen Zustand“, so der Komponist. Auch der Titel Incantesimi, was übersetzt "die Zauber" oder "Zaubersprüche" bedeutet, lehnt daran an. Zum Ende des Orchesterwerks zieht das Tempo rapide an und mündet in einen dramatischen Klangausbruch - nur um schließlich wieder in die Ruhe des Beginns zurückzukehren.
Als Sir Simon Rattle mich um eine neue Komposition für die Berliner Philharmoniker bat, entschied ich mich für ein Werk mit sich langsam entfaltenden Klangfarben. Ich bewunderte stets die Fähigkeit Rattles und der Berliner Philharmoniker, lange fließende musikalische Linien in einmaliger Klangschönheit darzubieten. – Julian Anderson

Mit der Erstaufführung in den USA setzt Incantesimi seine Reise durch die Konzertsäle der Welt fort: Das Orchesterwerk, das gemeinsam von den Berliner Philharmonikern mit der Royal Philharmonic Society und dem Boston Symphony Orchestra in Auftrag gegeben wurde, wird vom 26. bis 28. Januar 2017 vom Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Christoph von Dohnányi in Boston aufgeführt.