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Werk der Woche - Thomas Larcher: Das Jagdgewehr

Am 15. August 2018 wird Thomas Larchers erste Oper Das Jagdgewehr bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt. Die Regie übernimmt der erfolgreiche Schauspieler und Filmregisseur Karl Markovics. Michael Boder leitet das Ensemble Modern und die Schola Heidelberg. Solisten sind Robin Tritschler als Dichter, Andrè Schuen als Josuke Misugi, Sarah Aristidou​ als Shoko, Giulia Peri​ als Midori und Olivia Vermeulen als Saiko. 

Das Libretto zu Das Jagdgewehr, dem Yasushi Inoues gleichnamiger Kurzroman von 1949 als Vorlage dient, stammt von Friederike Gösweiner. Die Oper erzählt in drei Akten die Geschichte einer geheimen Liebschaft in Form von drei Briefen.

Thomas Larcher: Das Jagdgewehr: eine zeitlose Geschichte


Das Stück beginnt mit einem vom Chor gesungenen Gedicht über einen einsamen Jäger. In dem Glauben, dass er die Figur des Gedichtes darstellt, schreibt der Jäger Josuke Misugi dem Dichter, um ihm den Grund seiner Traurigkeit zu erklären. Dazu schickt er ihm drei Briefe von drei Frauen, die in einer engen Verbindung zu ihm stehen: Von seiner Frau Midori, seiner Nichte Shoko und seiner Geliebten Saiko. Durch diese Briefe entfaltet sich eine Geschichte von Betrug und Geheimnissen, die schließlich in einer Tragödie endet.
„Als ich Das Jagdgewehr zum ersten Mal las, war ich sofort von seiner Zeitlosigkeit gefesselt. Die zentralen Aspekte des Werks sind die Illusionen, die wir in fast jeder Beziehung aufrechterhalten, aber auch die tiefe Einsamkeit, die jedem Menschen eigen ist. Unter der scheinbar ruhigen Handlung übernimmt es die Musik zu sagen, welche Stürme in den handelnden Personen toben, mikroskopisch fein leuchtet sie deren Empfindungen aus. Wie so viele japanische Texte besitzt auch Das Jagdgewehr eine ritualhafte Seite, der ich in meiner Oper mit einer an Passionen erinnernden Anlage folge. Der Klang der solistisch besetzten Instrumente wird durch die sieben Choristen in den Raum hinein erweitert." – Thomas Larcher

Zwei weitere Aufführungen werden am 17. und 18. August zu sehen sein. Die Inszenierung wird außerdem aufgezeichnet und auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Im Sommer 2019 erlebt Das Jagdgewehr seine Britische Erstaufführung und gelangt in Aldeburgh und London auf die Bühne.

 

©Illustration: Bregenzer Festspiele GmbH / moodley brand identity

Werk der Woche – Luigi Nono: Il canto sospeso

"...Dein Sohn geht. Er wird die Glocken der Freiheit nicht hören", schrieb Konstantinos Sirbos, ein zum Tode verurteilter Grieche in einem Abschiedsbrief vor seiner Ermordung durch das NS-Regime. Dieses und viele weitere Brieffragmente nahm Luigi Nono als Basis für sein Werk Il canto sospeso ("schwebender Gesang"), das beim Musikfest Berlin vom SWR Symphonieorchester und dem SWR Vokalensemble am 11. September 2017 unter der Leitung von Peter Rundel zu hören sein wird. Solisten sind die Sopranistin Mojca Erdmann, die Mezzosopranistin Jenny Carlstedt und der Tenor Robin Tritschler.



Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es zahlreiche Menschen, die gegen das Unrecht Widerstand leisteten. Vielen von ihnen wurden dafür zum Tode verurteilt. Ihre nur wenige Stunden vor ihrem Tod verfassten Briefe wurden 1954 in einem Dokumentarwerk veröffentlicht, das Nono als Grundlage für sein 9-teiliges Stück heranzog. In diesem verarbeitet er kurze Ausschnitte aus den Briefen der vierzehn- bis vierzigjährigen ermordeten Europäer. Er widmete es all denen, die im Kampf für die Freiheit ihr Leben ließen.

Luigi Nonos Il canto sospeso: Den Tod durch Musik überwinden


Nono stimmt zu Beginn mit einem schwebenden Orchesterklang auf den ersten Brieftext ein, den der Chor verkündet. "Ich sterbe für die Gerechtigkeit. Unsere Ideen werden siegen", wie ein junger bulgarischer Mann schrieb. Es folgt eine Episode, in der die drei Solisten simultan Brieffragmente dreier griechischer Patrioten vortragen. Den Höhepunkt des Stückes gestaltet Nono mit Zeilen einer Verurteilten, die beschreibt, wie ihre Mörder auf sie zukommen. Der Komponist vertont diese mit einem starken Kontrast von markerschütternden Blechbläser- und Paukenklängen, die sich schließlich über zarte Saitenklänge in Leere auflösen. Den Abschied einer Russin an ihre Mutter lässt der Komponist die Sopranistin alleine vortragen, unterstützt nur vom summenden Frauenchor und hohen Instrumenten. Die Abschiedsworte der zum Tode Verurteilten verbindet Nono durch instrumentale Intermezzi, die den Zuhörer in einer Atmosphäre des Abschieds und der Verzweiflung gefangen nehmen. Das Stück endet mit den Worten: "Ich gehe im Glauben an ein besseres Leben für euch", dargeboten von Chor und Pauken. Zurück bleibt eine Stimmung der Fassungslosigkeit. Il canto sospeso ist keine Textvertonung im traditionellen Sinne: Die Brieffragmente verarbeitet Nono auf eine Weise, die sie nahezu unverständlich macht. Stattdessen nutzt er sie als musikalische Mittel, um die Gesamtaussage zu intensivieren.

Werke des Gedenkens und Erinnerns gewinnen gerade in unserer Zeit zunehmend an Bedeutung. Bei Aufführungen stellen Kompositionen wie Il canto sospeso besondere Aufgaben an die Musikvermittlung und bieten Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, Institutionen und Vereinen. Über den unten stehenden Link gelangen Sie zu einer Auswahlliste mit weiteren geeigneten Werken. Offensichtlich haben Komponisten zu allen Zeiten daran geglaubt, dass sie mit Musik mahnen, erinnern, aber auch trösten und versöhnen können. Leonard Bernstein hat das so formuliert:
Das wird unsere Antwort auf Gewalt sein: Noch mehr, noch schöner, noch leidenschaftlicher Musik zu machen als jemals zuvor.

Wer Il canto sospeso in diesem Jahr im Konzert hören möchte, hat am 26. November bei der Biennale cresc... im Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt eine weitere Gelegenheit.