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Werk der Woche – Erich Wolfgang Korngold: Symphonie in Fis

Die Symphonie in Fis von Erich Wolfgang Korngold ist seine erste und einzige vollendete Symphonie. Geschrieben im amerikanischen Exil, ist sie das größte orchestrale Werk des ursprünglich Komponisten österreichischer Herkunft. Am 02., 03. und 04. November spielen die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko in der Berliner Philharmonie. In den folgenden Wochen nimmt das Orchester das Werk auf seine Tour in die USA mit und spielt es in New York City, Boston, Ann Arbor und Naples.

 

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Werk der Woche – Hannah Lash: Desire

Am 16. Oktober wird das Miller Theatre in New York zusammen mit dem JACK Quartet die Uraufführung der Kammeroper Desire von Hannah Lash zeigen. Musikalische Leiterin der Produktion ist Daniela Candillari, Regie führt Rachel Dickstein.
Desire ist eine Oper über die Reise der Künstlerin durch Inspiration und Zweifel. Das Stück ist eine Art Metapher, die in einen magischen Garten gesetzt wurde. Darin erntet die Hauptfigur, eine Künstlerin, ihre Pflanzen auf wunderbare Weise, doch genauso schnell können sie sterben und zu Asche werden, wenn die Weltanschauung der Künstlerin ins Wanken gerät.
Wir werden Zeugen davon, wie die Künstlerin sich selbst und das Vertrauen in sich findet, mit ihrem Verhältnis zu Zweifel und Inspiration hadert und letztendlich beides aus ihrer Welt heraus aufbaut und gänzlich selbstsicher wird. Hannah Lash

Eine weitere Aufführung von Desire folgt am 17. Oktober im Miller Theatre. Am 14. November wird ein weiteres Stück von Hannah Lash uraufgeführt: Das Naples Philharmonic Orchestra präsentiert das neue Double Concerto für Klavier, Harfe und Orchester. Soli sind Jeremy Denk und Hannah Lash – die Komponistin tritt regelmäßig als Harfenistin in Erscheinung.

Werk der Woche - Charles Ives: Central Park in the Dark

In fußläufiger Entfernung zum weltberühmten Central Park in New York liegt die Spielstätte der New York Philharmonic, die David Geffen Hall im Lincoln Center. So ist das berühmte Orchester der ideale Klangkörper, um Central Park in the Dark von Charles Ives aufzuführen. Dirigent des Konzertes am 21. März 2019 ist Chefdirigent Jaap van Zweden.

Ives komponierte das Stück im Jahr 1906, damals noch unter dem sperrigen Titel A Contemplation of Nothing Serious or Central Park in the Dark in "The Good Old Summer Time". Es ist Teil der Three Outdoor Scenes, zusammen mit dem sehr ruhigen Orchesterwerk The Pond und dem quirlig-lebendigen Hallowe‘en für Klavier und Streichquartett.

Die erste dokumentierte Aufführung von Central Park in the Dark fand erst im Jahr 1946 statt, da Ives, der 1874 geboren wurde, erst spät Erfolg mit seinen Kompositionen hatte. So war es gut, dass er im Hauptberuf für eine Versicherung arbeitete, um seinen Kompositionsstil frei von finanziellen Abhängigkeiten zu entfalten.

Charles Ives: Central Park in the Dark – Nächtliches Porträt des berühmten Parks


Central Park in the Dark vereint die beiden Charaktere der anderen Stücke aus Three Outdoor Scenes. Es beginnt leise, mit einer Folge atonaler Akkorde in den Streichern. Sie lassen eine eigenartige Atmosphäre entstehen, die nostalgische Wärme und nächtliche Melancholie ausstrahlt. Über der Streicher-Klangfläche lässt Ives kurze Motive oder Melodien aufblitzen, die Geräusche der Stadt darstellen, welche die Ruhe des Parks durchdringen. Im Verlauf des Stückes wird das Geschehen dichter, mehr und mehr musikalische Ereignisse überlagern sich, bevor die Komposition schlagartig leise wird und im sanften Wiegen der Streichakkorde vergeht.
"Die Streicher verkörpern die nächtlichen Geräusche und das Schweigen der Dunkelheit – sie werden unterbrochen von Geräuschen des Casinos am kleinen See – von Straßensängern, die von der Kreuzung des Circle herüberkommen und bruchstückhaft die Melodien jener Tage anstimmen – von einigen Nachtschwärmern aus Healys Bar – von der gelegentlich vorbeifahrenden Hochbahn – von einem Krach in der Ferne – von Zeitungsjungen, die ihre ‚Extrablatt‘-Rufe schreien – von elektrischen Klavieren, die sich in dem Apartment-Hauseinen Kampf der Ragtimemusiken liefern – eine Feuerspritze – ein Droschkenpferd läuft davon – wieder ist die Dunkelheit zu hören – ein Echo, das über den Teich klingt – und dann gehen wir nach Hause."
Charles Ives

Die New Yorker Philharmoniker kombinieren Ives´ Central Park in the Dark mit Werken von Johannes Brahms und John Adams. Weitere Aufführungen gibt es am 23. und am 26. März 2019, ebenfalls in der David Geffen Hall.

 

 

Foto: von greips auf Pixabay

 

Werk der Woche - Mark-Anthony Turnage: The Silver Tassie

Das BBC Symphony Orchestra führt in seiner Reihe "In Remembrance World War I" am 10. November 2018 Mark-Anthony Turnages Oper The Silver Tassie konzertant auf. Im Barbican Centre London singt Ashley Riches die Hauptrolle des Harry, weitere Solisten sind Sally Matthews, John Tomlinson, Claire Booth, Marcus Farnsworth, Louise Alder und Susan Bickley. Es digiert Ryan Wigglesworth.

The Silver Tassie spielt während des Ersten Weltkriegs in Dublin und ist eine Vertonung von Sean O'Caseys gleichnamigen Theaterstück von 1928. Die Oper wurde von der Dallas Opera und der English National Opera in Auftrag gegeben und im Jahr 2000 uraufgeführt. Der Titel, der sich auf einen Fußballpokal bezieht, stammt aus einem schottischen Songtext von Robert Burns: "Go fetch to me a pint o' wine, an' fill it in a silver tassie; that I may drink before I go, a service to my bonnie lassie".

Mark-Anthony Turnage – The Silver Tassie: Die Tragödie des Krieges


The Silver Tassie handelt von Harry Heagen, einem gutaussehenden bekannten Fussballspieler und Soldaten auf Heimaturlaub. Nachdem Harry den Pokal "The Silver Tassie" für sein Team gewonnen hat, verlässt er seine Familie und seine Freundin Jessie, um an die Front zu ziehen. Dort wird er von seinem besten Freund Barney vor dem Tod gerettet, ist aber fortan querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Harry findet daraufhin heraus, dass Jessie ihn für Barney verlassen hat. Der letzte Akt zeigt einen ergreifenden Abschluss, als Harry sich aufmacht, um sich seiner unsicheren Zukunft zu stellen.
Es sind nicht nur die Worte, sondern auch die Gefühle, die mit schillernder Theatralik anschaulich transportiert werden. Turnage weiß genau, wie er das Interesse des Publikums aufrechterhält, indem er das Timing für jede Szene perfekt trifft ist und eindringliche Melodien wie auch große Operngesten liefert. - Rupert Christiansen, The Telegraph

Bis zum Ende des Jahres ist außerdem Turnages erste Oper Greek vom 5. bis zum 9. Dezember 2018 in der Brooklyn Academy of Music in New York zu sehen.

 

© Foto: Keith Saunders

Werk der Woche – Paul Hindemith: Theme with four Variations

Der neue Ballettabend “Labyrinth” des Semperoper Balletts zeigt ab  3. November 2018 Paul Hindemiths Theme with four Variations (according to the Four Temperaments) in Dresden. Getanzt wird die originale Choreographie der Uraufführung von George Balanchine, deren Einstudierung Nanette Glushak übernimmt. Unter der Leitung von Nathan Fifield übernehmen der Solopianist Alfredo Miglionico und die Sächsische Staatskapelle den musikalischen Part des Balletts.

Theme with four Varations sollte ursprünglich Ende Mai 1941 als Auftakt einer Südamerika-Tournee des American Ballet uraufgeführt werden. Den Auftrag für das Stück gab George Balanchine als Leiter der Kompanie. Man sah sich jedoch aufgrund von Kriegsgeschehnissen und damit zusammenhängenden Pressestimmen dazu gezwungen, das Ballett-Werk des „feindlichen Ausländers“ Hindemith vom Programm zu nehmen, obwohl dieser von den Nationalsozialisten längst ebenfalls mit einem Aufführungsverbot belegt worden war. So wurde Theme with four Variations 1943 im schweizerischen Winterthur zunächst nur konzertant uraufgeführt, erst 1946 folgte die szenische Uraufführung durch die von Balanchine neu gegründete Ballet Society in New York.

Paul Hindemith – Theme with four Variations: die vier Temperamente des antiken Menschen


Als thematische Idee für  Theme with four Variations ließ sich Hindemith von der antiken Temperamentenlehre inspirieren. Nach dieser können Menschen in vier Charaktertypen eingeteilt werden: in den Melancholiker, den Sanguiniker, den Phlegmatiker und den Choleriker. Nach dem Vorbild dieser Einteilung konzipierte Hindemith sein Werk in fünf Abschnitten. Im ersten Abschnitt wird das zentrale aber schlichte Thema vorgestellt, das in den vier folgenden Abschnitten jeweils in Hinblick auf eines der vier antiken Temperamente variiert wird.  Einen Teil der musikalischen Gestaltung der Variationen präzisierte Hindemith folgendermaßen: „C ist eine Art Walzer, D ein kürzeres Stück, und E wird eine sehr wilde Sache.“
Ich habe versucht, Hindemiths strenges Notenbild in meiner Choreographie gleichsam körperlich darzustellen; meine Tänze geben das Negativ seines Positivfilmes. [...] Obwohl die Partitur auf dieser Idee der vier Temperamente basiert, ist weder die Musik noch die Choreographie selbst eine spezifische oder literarische Interpretation dieser Idee. Das Verständnis der griechischen medizinischen Vorstellungen von den Temperamenten war bloß der Ausgangspunkt für Komponisten und Choreograph.  – George Balanchine

Der Ballettabend „Labyrinth“ ist bis zum 21. November 2018 noch fünf weitere Male in der Semperoper Dresden zu erleben.

 

© Staatstheater Stuttgart / Foto: Ulrich Beuttenmüller (Jelena Bushuyeva, Ami Morita, Marijn Rademaker, Alessandra Tognoloni und Miriam Kacerova in Phlegmatisch)

Werk der Woche: Alexander Goehr - Verschwindendes Wort

Alexander Goehrs Verschwindendes Wort wird am 25. und 26. November zur britischen bzw. deutschen Erstaufführung gebracht. Das Ensemble Modern spielt das Werk in der Londoner Wigmore Hall, und am Folgetag in der Alten Oper Frankfurt. Lucy Schaufer und Christopher Gillet leihen den "Verschwindenden Worten" ihre Stimme.

Verschwindendes Wort ist ein gemischter Zyklus aus Liedern, Duetten und Instrumentalstücken für Mezzosopran, Tenor und Ensemble. Er wurde zuerst 2013 für zwei Stimmen und Klavier komponiert, und 2015 instrumentiert. Verschwindendes Wort beschäftigt sich mit der Mehrdeutigkeit von Worten und der Entfremdung des Menschen von der Natur. Goehr vertont sieben Texte von sechs verschiedenen Autoren, darunter Jakob Böhme, Rainer Maria Rilke und Ingeborg Bachmann, die jeweils eine andere Perspektive auf das Problem von Bedeutung und Verständlichkeit eröffnen. Zwischen den gesungenen Sätzen bieten fünf instrumentale Präludien den Worten Gelegenheit in ihnen zu verschwinden.

Verschwindendes Wort von Alexander Goehr – Von der Bedeutung der Bedeutung


Verschwindendes Wort beginnt mit dem Bild des Sprachbaums, wie ihn sich der deutsche Mystiker Jakob Böhme im 17. Jahrhundert vorstellte: Durch Wachstum und Spaltung wurde die universelle Natursprache in viele schwache Sprachen geteilt. Im zweiten Gesang vertont Goehr die Geschichte, wie Adam von Gott beauftragt wurde jedem Tier einen Namen zu geben. In den folgenden Sätzen reflektieren Gedichte auf unterschiedliche Art und Weise den Umgang mit Worten. Die Texte erregten Goehrs Aufmerksamkeit, als er an dem Bariton-Zyklus TurmMusik arbeitete. Dieses Werk setzt sich mit der Geschichte des Turmbaus zu Babel auseinander, ist thematisch also eng mit Verschwindendes Wort verwandt.

Verschwindendes Wort wurde am 22. Januar 2016 in New York uraufgeführt. Der 35 Minuten lange Zyklus wurde dort für seine Kombination von Mystik und Transparenz gelobt.
Den Eindruck den ich erzeugen will ist einer von Transparenz: Der Hörer sollte, sowohl in sukzessiven als auch in simultanen Dimensionen der Partitur, das Alte unter dem Neuen und das Neue aus dem Alten hervorgehen sehen. – Alexander Goehr

Neben Verschwindendes Wort bringt das Ensemble Modern in den Konzerten in London und Frankfurt auch zwei neue Stücke Goehrs zur Uraufführung, die Manere I von 2008 zu einem Triptychon ergänzen: Auf Manere II für Klarinette und Horn folgt Manere III, in dem die Besetzung von einer Violine zu einem Trio ergänzt wird. Das Wort "Manere" bezeichnet ein bestimmtes Melisma in gregorianischen Chorälen, das bis zum 14. Jahrhundert häufig verwendet wurde und danach weitgehend verschwand.

Werk der Woche - Harry Partch: Delusion of the Fury

Bei der Ruhrtriennale 2013 war Harry Partchs Schlüssel- und Spätwerk Delusion of the Fury von 1965/66 als europäische Erstaufführung in einer Inszenierung von Heiner Goebbels zu entdecken. Die Produktion mit dem Ensemble Musikfabrik wurde seither in Oslo, Genf, Amsterdam, Edinburgh, New York City und Paris gezeigt. Am 7. Oktober 2016 gelangt sie im taiwanesischen Taichung auf die Bühne und stellt gleichzeitig die asiatische Erstaufführung dar.


Harry Partch: Der Don Quixote der Musik?


Von zeitgenössischen Kritikern wurde Partch als "Don Quixote" der Musik bezeichnet. Nach heutigem Verständnis war er ein hochinspirierter Musikphilosoph und Pionier, der sich als einer der ersten Komponisten fast ausschließlich mit Mikrotonalität befasste. Er erfand sein eigenes Tonsystem basierend auf 43 eng gestaffelten, reinen Mikrotönen pro Oktave. Dazu entwickelte er einen Kosmos eigener, meist perkussiver Instrumente von ungewöhnlicher Gestalt und ungewohntem Klang.

Mit traditioneller Oper hat Partchs Musiktheaterentwurf Delusion of the Fury nichts gemein. Ausgehend von japanischen und afrikanischen Mythen entwickelte er ein Stück zwischen Traum und Wahn, das alle theatralen Mittel wie Licht, Bewegung, Gesang sowie die außerordentliche Präsenz seiner Instrumente integriert. Ein Theater ohne präzisen Ort entsteht, bei dem sich die Zeitebenen überlagern. Es gewährt einen Blick auf eine Kultur, die uns gleichsam fremd und vertraut erscheint. Partch spannt in zwei Akten ein rituelles Netz, das das Leben und die Versöhnung der Lebenden mit dem Tod feiert.

Delusion of the Fury: Oper auf Glühbirnen und Schnapsflaschen


Viele der rund 25 Klangskulpturen aus Partchs exotischem Instrumentarium sind Verwandte der Marimba – allerdings recht entfernte: Die "Marimba Eroica" etwa besteht aus vier riesigen Klangstäben nebst Resonanzkörpern. Bei der "Mazda Marimba" klingen Glühbirnen; beim "Zymo-Xyi" sind es Schnaps- und Likörflaschen. Die "Cloud Chamber Bowls" wirken von ferne wie aus einem Lampenladen. Aber was da in einem hölzernen Rahmen hängt, sind keine Lampen, sondern abgeschnittene und durch Beschleifen gestimmte Oberteile riesiger Labor-Glasgefäße. Mit filzgedämpften Schlägeln gespielt, klingen sie wie ein tiefes Glockenspiel.
Nun, ich denke, meine Musik ist wirklich körperlich. Sie besitzt ein körperliches Feeling. Es ist mir wichtig, wie die Instrumente aussehen. Sie sind Objekte im Raum und sie sind räumliche Produkte. Und da sie räumlich sind, müssen sie toll aussehen, sie müssen ganz von sich aus inspirierend sein. Als nächstes derjenige, der das Instrument spielt, ist ein Teil des Instruments. Es ist eine Einheit, eine Gesamtheit. Und, mein Gott, wenn ich etwas darüber sagen sollte: Er wird nicht wie ein kalifornischer Amateur-Pflaumenpflücker aussehen! – Harry Partch

Eine weitere Vorstellung der erfolgreichen Produktion ist am 8. Oktober 2016 in Taichung zu sehen. Inspiriert durch die Aufführungsserie der Ruhrtriennale und das Ensemble Musikfabrik hat Schott begonnen, eine neue Publikationsreihe zu veröffentlichen: Partchs unnachahmliches Notenbild wird seitdem als Studienpartituren in Faksimile-Edition im Druck und als Download verfügbar gemacht. Delusion of the Fury können Sie über den unten stehenden Link bei Notafina gratis als Vorschau lesen.

Werk der Woche - Peter Eötvös: Senza sangue

In seiner Oper Senza sangue behandelt Peter Eötvös die Themen Mord, Rache, Vergebung und Sehnsucht. Eine Mischung, die viele psychologische Fragen aufwirft. Wie diese Elemente in der Oper verknüpft werden und ob Antworten gegeben werden, können die Zuschauer am 15. Mai 2016 bei der szenischen Uraufführung selbst erleben. Das Werk wird an der Opéra Grand Avignon aufgeführt und Eötvös wird bei der Inszenierung von Róbert Alföldi die musikalische Leitung übernehmen. Im vergangenen Jahr wurde Senza sangue konzertant uraufgeführt und war bereits in Köln, New York, Göteborg und Bergen zu hören.

Die Oper basiert auf der gleichnamigen Novelle des italienischen Autors Alessandro Baricco, die 2002 veröffentlicht wurde. Zur Handlung gibt es eine Vorgeschichte: Während des Spanischen Bürgerkriegs tötet ein junger Mann mit seinen Kameraden die Familie eines kleinen Mädchens. Die Blicke des Mannes und des Mädchens treffen sich und er entschließt sich, sie zu verschonen. Der Zuschauer erlebt nun, wie sich die inzwischen erwachsene Frau und der Mann erneut begegnen. Anders als erwartet ist die Frau nicht gekommen, um Rache zu nehmen, wie sie es bei seinen Kameraden getan hatte, sondern in der Hoffnung auf seelische Erlösung. Der Blick, der vor langer Zeit ihr Leben verändert hatte, solle sie nun retten.

Peter Eötvös' Weg zu seiner Oper Senza sangue


Eötvös ließ sich bei seiner Oper nicht nur von Bariccos Novelle inspirieren, sondern auch durch Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg. Mit der Absicht, ein Kopplungswerk für einen Doppelabend mit Bartóks Einakter zu schaffen, übernahm Eötvös dessen Instrumentierung mit Ausnahme der Orgel. Es bleibt aber nicht bei dieser Gemeinsamkeit: Auch die Personenkonstellation und die Dramaturgie in Form der allmählichen Enthüllung seelischer Abgründe orientiert sich an Herzog Blaubarts Burg.

Eötvös beschreibt seinen Kompositionsprozess so:
Senza Sangue ist meine zehnte Oper. Ich habe mich auf sie vorbereitet wie ein Filmregisseur, der seinen nächsten Film in Schwarzweiß drehen will. In meinen früheren Opern habe ich mich um farbige Klangpaletten bemüht; hier suche ich dagegen scharfe Kontraste und Schattierungen in Schwarz, Grau und Weiß. In der Orchesterpartitur habe ich den Akzent auf Klangballung statt auf Eigenständigkeit der Stimmen gelegt: Viele Instrumente spielen gleiche Melodieverläufe und erzeugen so einen kräftigen Klang, ähnlich wie in der japanischen Kalligrafie mit einem Strich eines dicken Pinsels eine einzige schwarze Linie gezogen wird. – Peter Eötvös

Die Oper Senza sangue wird in diesem Jahr szenisch noch beim Armel Opera Festival in Budapest (Regie: Robert Alföldi) und an der Hamburgischen Staatsoper (Regie: Dmitri Tcherniakov) zu sehen sein. 2017 folgt konzertant die britische Erstaufführung mit Simone Young und dem BBC Symphony Orchestra in der Londoner Barbican Hall.

Foto: Klaus Rudolph

Werk der Woche - Andrew Norman: Play: Level 1

Das Los Angeles Philharmonic Orchestra hat auf seiner USA- und Europa-Tournee ein Stück von Andrew Norman im Gepäck: Seit dem 25. Februar hat Gustavo Dudamel Play: Level 1 bereits in Los Angeles und New York dirigiert. Am 19. März folgt die europäische Erstaufführung in der Philharmonie Paris.

"Spielen" ist für Norman nicht nur ein unbeschwerter Zeitvertreib für Kinder. Er beschäftigt sich in seiner Komposition ausführlich mit dem Begriff. Das Wort findet in verschiedenen Kontexten Verwendung, etwa im Instrumentenspiel, dem Theaterspiel oder auch  Videogames. Nach seinem Verständnis wird ein Orchester zum Theaterensemble, wenn es auf der Bühne ein Konzert gibt. Gleichzeitig besteht es aus vielen einzelnen Spielern, die entweder zusammen oder gegeneinander spielen können. Angeleitet wird das Instrumentalspiel dabei vom Dirigenten, der wie ein Marionettenspieler alle Fäden in der Hand hält. So kann der Begriff "Spiel" auch einen negativen Beigeschmack erhalten: Durch die Kontrolle einer einzigen, autoritären Instanz können Manipulation und Betrug begünstigt werden.

Musik, die ins nächste Level aufsteigen will


Der Titel Play: Level 1 weist auf die Verbindung zu Videospielen hin. Das Stück ist der Beginn einer dreiteiligen Komposition, die von Level 1 bis Level 3 aufsteigt. Der gesamte Zyklus war 2013 in Boston uraufgeführt worden. Norman erklärt sein Werk so:
Vieles in diesem Stück befasst sich damit, wer auf wem spielt. Die Schlagzeuger zum Beispiel verwenden einen großen Teil ihrer Zeit darauf, auf dem Orchester zu „spielen“, als wäre es ein Instrument (so, wie sie selbst als Instrument vom Dirigenten „gespielt“ werden. Dieser wird wiederum von der Partitur „gespielt“). Einige Schlaginstrumente übernehmen die Rolle eines Schalters: Sie schalten unterschiedliche Spieler an und auch wieder aus, lassen sie (teils im Spaß, teils im Ernst) lauter oder leiser spielen, vorwärts oder rückwärts, schneller oder langsamer. Sie spulen die Musik zurück und lassen sie nochmals wiederholen; immer darauf bedacht, einen Weg aus dem Labyrinth zu finden und zu einem höheren Level weiterzukommen. - Norman

Am 21. März setzt das Los Angeles Philharmonic Orchestra seine Reise durch Europa fort. Dann spielt es die luxemburgische Erstaufführung von Play: Level 1 in der Philharmonie Luxembourg und zum Abschluss der Tournee am 22. März in der Barbican Hall in London die britische Erstaufführung.