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Werk der Woche - Fazil Say: Umut Senfonisi

Symphonien gehören meist zu den zentralen Werken eines Komponisten, doch heutzutage komponieren diese immer seltener in der Gattung. Am 25. August 2018 gelangt nun Fazil Says vierte Symphonie Umut Senfonisi im Kulturpalast Dresden zur Uraufführung. Michael Sanderling dirigiert die Dresdner Philharmonie, die gleichzeitig auch Auftraggeber des Werks ist. Say ist bei dem Orchester in der neuen Spielzeit "Composer in Residence".

Umut Senfonisi trägt wie die drei vorausgehenden Symphonien einen programmatischen Titel –  "Umut" ist das türkische Wort für "Hoffnung".  Zuvor schrieb er die Symphonien Istanbul, Mesopotamia und Universe. In diesen Werken fängt er die Stimmungen und Bilder der Werk- und Satzbezeichnungen sehr illustrativ ein. Dazu verwendet der türkische Komponist immer wieder musikalische Idiome seiner Heimat. Der Titel Umut Senfonisi ist etwas abstrakter gefasst, zeigt aber ebenfalls wie die Vorgängerwerke typische traditionell-türkische Taktarten im 2. und 3. Satz mit 7/8- und 9/8-Takten.

Fazil Say – Umut Senfonisi: Zerstörung und Hoffnung


Die Symphonie besteht klassisch aus vier Sätzen: Largo espressivo, danach Allegro energico, gefolgt von Andante tranquillo – Swinging und das Finale  Adagio, drammatico – Moderato. Während der ersten drei Sätze durchbricht Say die Komposition durch Maschinengewehr-ähnliche Salven im Schlagzeug. Diese Teile nennt er „terrorism“ und stellt mit ihnen in unmittelbarer Weise Zerstörung dar. Dies wird im dritten Satz am deutlichsten, wenn die „Maschinengewehre“ einen mit „Party“ betitelten Swing-Teil abrupt beenden. Im direkt anschließenden Finalsatz unterbricht Say die Komposition nicht mehr mit einer „terrorism“-Passage, sodass die Symphonie mit einem Hoffnungsschimmer endet.
„Meine Musik basiert oft auf türkischer Rhythmik, auf der besonderen Gestik, dem Tanz. Wenn ich einen japanischen Komponisten höre, muss er mir aus Japan etwas mitbringen, das ist mir wichtig. Auch die russischen Komponisten, Korsakow oder Rachmaninow, verwenden Volkslieder und Tänze ihrer Heimat.  Man sagt, Sibelius hätte an die 30 Volkslieder alleine in seinem Violinkonzert verwendet. Aber ich möchte nicht, dass das Türkische oder das Orientalische etwas Außergewöhnliches ist, etwas Exotisches.“ – Fazil Say

Fazil Say ergänzt das Uraufführungskonzert, in dem auch Beethovens 2. Symphonie gespielt wird, durch eine Aufführung von Beethovens Klaviersonate "Der Sturm" als Pianist. Das Konzert wird folgenden Tag an gleicher Stelle wiederholt. Im Februar 2019 gelangt die Umut Senfonisi in Bordeaux mit dem Co-Auftraggeber, dem Orchestre National Bordeaux-Aquitaine, zu ihrer französischen Erstaufführung.

Update: Aufgrund eines Trauerfalls in der Familie konnte Fazil Say nicht an dem Konzert in Dresden teilnehmen.

 

 

© Foto: Marco Borggreve

Werk der Woche – Fazil Say: Never give up

Ein musikalisch-politisches Statement erwartet uns in dieser Woche mit der Uraufführung des Cellkonzerts Never give up von Fazil Say. Die junge Cellistin Camille Thomas spielt das Stück mit Orchestre de Chambre de Paris unter der Leitung von Douglas Boyd am 3. April im Théâtre des Champs-Elysées in Paris.

Nach der Gezi Park-Werktrilogie ist das Cellokonzert nun Says nächstes Werk, mit dem er auf aktuelle politische Ereignisse Bezug nimmt. Say, der viele Jahre im Ausland lebte und dort mit seiner Musik bis heute erfolgreich ist, fühlt sich tief mit seinem Heimatland Türkei verwurzelt. Obwohl er mit der gesellschaftlichen Entwicklungen im Land unzufrieden war, zog er wieder dorthin zurück und betätigt sich politisch durch seine Musik. Mit dem Cellokonzert, das nach seinen eigenen Worten, ein „Aufschrei nach Freiheit und Frieden“ ist, drückt er seinen Protest gegen Gewalt und Terror aus.

Fazil Say: Never give up – Ein Klangbild des Terrors


Besonders im zweiten Satz des Werkes, dem Adagio, ist dieses Thema konkret verarbeitet: Harte Tonrepetitionen im Schlagzeug alternieren mit schreienden Glissandi der Holzbläser. In den Spielanweisungen der Partitur beschreibt Say diese Passage, die klanglich Gewehrschüsse und menschlichen Schreie nachzeichnet, mit „Kalaschnikov“ und „like a scream“ und verweist damit auf die jüngsten Anschläge in Paris und Istanbul. Das Stück soll nach Says eigenen Kommentaren dadurch sowohl die erschütternden Terrorattacken in der Türkei und ganz Europa, als auch die Wirkung dieser auf das Leben und die Kunst widerspiegeln. Doch Says Musik endet optimistisch: Durch den türkischen Rhythmus, der von friedlichen Vogelgesängen und Wellengeräuschen in den Streichern begleitet wird, zeichnet der Komponist zum Schluss seines Stückes ein Klangbild des Friedens in seinem Heimatland.

Bei dem Konzert am 3. April wird der Komponist mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll selbst als Pianist auftreten. Seine 4. Symphonie mit dem Titel "Hope" wird am 25. August 2018 im Kulturpalast Dresden mit der Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Michael Sanderling seine Uraufführung erleben.

Werk der Woche – Krzysztof Penderecki: 6. Sinfonie

Die Geschichte der Gattung Sinfonie ist voller kurioser Phänomene, darunter "Unvollendete", "Nullte" und neu oder doppelt nummerierte. In diese Reihe gehört auch Krzysztof Pendereckis 6. Sinfonie, denn seine 7. und 8. sind seit vielen Jahren fertiggestellt und wurden jeweils dutzende Male aufgeführt.



Das neue Werk gelangt nun am 24. September mit dem Guangzhou Symphony Orchestra an dessen Heimspielstätte mit dem Bariton Yuan Chenye unter der Leitung von Long Yu zur Uraufführung.

Krzysztof Penderecki – 6. Sinfonie: Chinesische Lieder als Abschied von der Gattung?


Acht Lieder auf chinesische Texte bilden das Rückgrat der 6. Sinfonie, die Penderecki durch solistische Intermezzi des Streichinstruments Erhu verbunden hat. Wie bei den beiden Vorgängern (oder Nachfolgern?) legte der Komponist auch hier den Schwerpunkt auf das Vokale. Die Besetzung ist jedoch weitaus kleiner und der Charakter intim-kammermusikalischer und bisweilen melancholischer als zuvor. Auch ist das Stück mit rund 25 Minuten Spieldauer weniger als halb so lang wie die Sinfonien 7 und 8.

Die 6. Sinfonie, der Penderecki den Beinamen "Chinesische Lieder" verliehen hat, ist sein erklärter Abschied von der Gattung, auch wenn man bei Sinfonien freilich mit allem rechnen muss...
Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Gleichzeitig habe ich mich mit Formen, Stilen und Harmonien der Vergangenheit auseinandergesetzt. Beiden Prinzipien bin ich treu geblieben… Mein derzeitiges Schaffen ist eine Synthese. – Krzysztof Penderecki

Am 5. und 6. Mai 2018 folgt die Deutsche Erstaufführung im neuen Kulturpalast Dresden. Hier dirigiert Michael Sanderling die Dresdner Philharmonie.