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Werk der Woche - Toshio Hosokawa: Hanjo

Die Oper Hanjo von Toshio Hosokawa ist das zweite musikdramatische Werk des Komponisten. Es entstand als Auftragswerk für das Festival d’Aix-en-Provence im Jahr 2004.  Seitdem wurde das Stück, teils mehrfach, in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Italien und Japan inszeniert. Am 22. Mai 2016 findet nun die schweizerische Erstaufführung statt, wenn der Einakter im Kubus des Konzert Theaters Bern in einer Inszenierung von Florentine Klepper zu sehen sein wird.

Die Oper erzählt die Liebesgeschichte zwischen Hanako, einer Geisha und dem jungen Mann  Yoshio. Als sie gezwungen werden, sich zu trennen, tauschen sie ihre Fächer als Versprechen ihres Wiedersehens aus. Seitdem wartet die junge Frau jeden Tag vergeblich mit ihrem Fächer am Bahnhof, um ihren Geliebten irgendwann in Empfang nehmen zu können. Die Zeit des Wartens und Hoffens setzen der Frau mehr und mehr zu und sie entfremdet sich von der Welt. Dann tritt Jitsuko, eine verbitterte, alte Frau, die in ihrem Leben nie die Liebe gespürt hat, auf und kauft Hanako. Die beiden Frauen leben so zusammen bis ein Zeitungsartikel über die „verrückte“ Hanako erscheint, den Yoshio liest und daraufhin die beiden Frauen aufsucht. Es entsteht ein Machtkampf zwischen Yoshio und Jitsuko um Hanako, der von der jungen Frau überraschend aufgelöst wird.

Toshio Hosokawa’s Hanjo: Zwischen Traum und Realität


Hosokawa bezeichnet seine Oper Hanjo als ein Werk zwischen Traum und Realität. Ein Blick in das Libretto verstärkt diesen Eindruck: Es gibt wenig konkrete Angaben zu Raum und Zeit, Türen führen ins Nichts, Fragen bleiben unbeantwortet. Hosokawa wählt diese dramatischen Mittel bewusst. Er versteht sein Stück als Weiterentwicklung des traditionellen japanischen Nô-Theaters, bei dem oft Figuren aus der Phantasie und der Realität aufeinandertreffen.

Seine Motivation dieses Theatergenre zu einer musikdramatischen Gattung weiterzuentwickeln, beschreibt Hosokawa so:
Ich wollte mit der Musik ein Drama illustrieren, das wieder und wieder die Grenze zwischen Traum und Realität überschreitet, zwischen Wahnsinn und Verstand. Es ist möglich, dass eine Sichtweise, die es nur im Universum der Träume gibt, in der Musik intensiver verstanden werden kann als im Theater. Ich wollte die Sichtweise von jemandem zeigen, der zwischen Traum und Realität schwankt: Im Hintergrund wechselt das Orchester langsam die Stimmung, wie ein Bild auf Seide, das man ausrollt. Das Schweigen wird langsam, aber sicher ins Muster dieser Seidenrolle gewoben, wie ein weißer Punkt in der Mitte des Bildes. – Hosokawa

Die Oper Hanjo wird in Bern noch fünf weitere Male im Mai und Juni aufgeführt. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten Hosokawas Musik zu entdecken: Am 14. Juni wird Voyage VII für Solotrompete und Streichensemble, und die Uraufführung des Blockflötenkonzerts Sorrow River in einem Konzert mit  Jeroen Berwaerts (Trompete),  Jeremias Schwarzer (Blockflöte) und dem Ensemble Resonanz unter der Leitung des Komponisten in der Laeiszhalle Hamburg zu hören sein.

Werk der Woche - Giuseppe Verdi: Don Carlo

Am 16. Januar 2016 feiert Giuseppe Verdis Don Carlo an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul in der Inszenierung von Michael Heinicke Premiere. Die musikalische Leitung hat Jan Michael Horstmann inne. Das Theater verwendet das Aufführungsmaterial der revidierten Neuausgabe der Verlagsgruppe Hermann, das in der Reihe "Edition Meisterwerke" erschienen und bei Schott erhältlich ist. Die Ausgabe zeichnet sich durch einen neuen Notensatz, vereinheitlichte Partituren, Stimmen und Klavierauszüge und umfangreiche Korrekturen gegenüber den Erstausgaben aus.

Die Oper Don Carlo zeigt, wie Liebe und Eifersucht die Politik beeinflussen können. Um das Jahr 1560 stehen Spanien und Frankreich kurz vor einem Friedensschluss, der mit der Hochzeit des spanischen Königs Philipp und der französischen Prinzessin Elisabeth besiegelt werden soll. Diese jedoch ist in den Sohn des Königs, Infant Carlos, verliebt. Pflichtbewusst entscheidet sie sich gegen die Liebe und für die Politik – sie heiratet König Philipp. Dies ist der Ausgangspunkt für die Oper. Im Folgenden prägen Eifersucht und Liebeskummer die Beziehungen der Figuren und ihr Handeln.

Verdis Kompositionsstil in Don Carlo


Verdi hinterließ mehrere Fassungen von Don Carlo. Erstmals vertonte er den Stoff 1867 in fünf Akten für die Opéra in Paris. An unterschiedlichen Aufführungsorten wurden einige Änderungen vorgenommen, bis am 10. Januar 1884 eine kürzere Fassung am Teatro alla Scala in Mailand aufgeführt wurde. Die Landesbühnen Sachsen führen nun die spätere, vieraktige Fassung auf. In Don Carlo verabschiedet sich Verdi vom traditionellen Arien-Typus des Belcanto. Stattdessen komponiert er dramatische Soloszenen, wofür unter anderem König Philipps Monolog "Ella giammai m’amo" ("Sie hat mich nie geliebt") ein Beispiel ist. Die dramatische Stimmung einzelner Szenen wird zudem noch durch eine größere Selbstständigkeit des Orchesters verstärkt.
Nun bin ich also ein perfekter Wagnerianer! Hätten die Kritiker nur ein wenig aufgepasst, so hätten sie gemerkt, dass die gleichen Dinge bereits im Terzett des "Ernani", in der Nachtwandel-Szene des "Macbeth"und in manchem anderen meiner früheren Stücke stehen. Die Frage ist auch nicht, ob Don Carlo in einem bestimmten Stil komponiert ist oder nicht, sondern nur, ob die Musik gut oder schlecht ist. (Verdi in einem Brief vom 1. April 1867 an Léon Escudier)

Nach der Premiere am 16. Januar folgen bis zum 24. April 2016 noch fünf weitere Aufführungen von Don Carlo in Radebeul, Eisleben und Bad Elster.

Foto: Landesbühnen Sachsen / Hagen König