• Qualität seit über 250 Jahren
  • Über 350 Partnerhändler weltweit
  • Sicher einkaufen mit Trusted Shop

Tagged with 'Igor Strawinsky'

Werk der Woche – Igor Strawinsky: Circus Polka

Das Werk dieser Woche führt uns an einen ungewöhnlichen Aufführungsort: Am 23. Februar wird Igor Strawinskys Circus Polka im Zoo Amnéville, unweit der französischen Stadt Metz aufgeführt. Gespielt wird das Stück vom Orchestre National de Lorraine unter der Leitung von Jacques Mercier.

Wie der Untertitel „komponiert für einen jungen Elefanten“ schon andeutet, entstand die Circus Polka für ein Elefantenballett. Es war ein Auftragswerk des Choreographen George Balanchine für den Barney & Bailey Circus, in dem es eine Elefantenkuh mit besonderem Zirkustalent gab. Strawinsky komponierte das Stück zunächst nur für Klavier. Die für die Circus-Band orchestrierte Fassung stammt von David Raksin. Diese wurde 1942 im Madison Square Garden in New York mit der Elefantendame Old Modoc, dem aus 50 Tieren bestehenden Elefantenballett Corps des Eléphants und dem großen Zirkus-Ballett uraufgeführt. Strawinskys eigene, nachträglich angefertigte Orchesterfassung kam 1944 am Sanders Theater von Massachusetts mit dem Boston Symphony Orchestra unter seinem eigenen Dirigat zur Uraufführung.

Igor Strawinsky - Circus Polka: Eine groteske Zirkusnummer mit musikalischem Witz


Trotz der Bezeichnung als „Polka“ finden sich in dem einsätzigen, etwa 4-minütigen Werk nur zwei Takte im Polka-Rhythmus. Dabei wird der Zweck des Stückes als Zirkus-Nummer durch die Struktur berücksichtigt: Während der Introduktion können die Darsteller in die Manege einlaufen. Danach folgt die eigentliche Tanznummer mit einem kurzen Höhepunkt, in dem Strawinsky einen Militärmarsch Schuberts zitiert. In der kurzen Tanzgroteske zeigt sich deutlich die Vorliebe des Komponisten für extreme Rhythmuswechsel. Dies soll bei der Umsetzung als Elefantenballett zu Schwierigkeiten geführt haben, da die Tiere sensibel auf einen ungleichmäßigen Rhythmus reagieren. Trotzdem gab es 425 Vorstellungen, was die Circus Polka zu einem äußerst erfolgreichen und liebenswürdigen Kurzstück Strawinskys macht.
Belanchine: „Ich wollte dich fragen, ob du ein kleines Ballett mit mir zusammen machen willst“

Strawinsky: „Für wen?“

Belanchine:„Für einige Elefanten.“

Strawinsky: „Wie alt?“

Belanchine: „Sehr jung.“

Strawinsky (nach einer Pause mit ernster Stimme): „In Ordnung. Wenn die Elefanten sehr jung sind, dann mache ich es.“

Werk der Woche - Stefan Heucke: Baruch ata Adonaj

Am 27. Oktober wird in Bochum das Anneliese Brost Musikforum Ruhr eingeweiht. Zu diesem feierlichen Anlass wird ein neues Werk von Stefan Heucke zur Uraufführung gebracht: Die Auftragskomposition Baruch ata Adonaj (Gesegnet seist du, Herr) ist eine Kantate auf einen hebräischen Segenstext für Bariton, drei Knabenstimmen, Chor und Orchester. An der Aufführung beteiligt sind die Auftragsgeber selbst, die Bochumer Symphoniker unter der Leitung von Steven Sloane, sowie das ChorWerk Ruhr und der Philharmonische Chor Bochum. Solisten sind der Bariton Martijn Cornet und Knaben der Chorakademie Dortmund.



Die Möglichkeiten des neuen Konzertraums werden in der etwa halbstündigen Kantate eindrucksvoll inszeniert. Anfangs ist die Bühne leer. Der Solist und die drei Chorknaben stehen sich auf den Balkonen gegenüber. Der Bariton trägt eine rhapsodische Melodie vor, die von den Knaben antiphonisch beantwortet wird. Diese ist zugleich das Thema des Werks und Grundlage für die acht abwechselnd instrumental und vokal gestalteten Variationen.

Baruch ata Adonaj von Stefan Heucke – Raumgestaltung durch Klang, Klanggestaltung durch Raum


Die acht Sätze reichen von feinen kammermusikartigen Passagen bis hin zu größter Klangfülle. Der Wahl-Bochumer Heucke entwickelt dabei sowohl das musikalische Material, als auch den Aufführungsraum selbst, um ihre Potentiale und Facetten zu beleuchten. Die Tendenz dabei ist, dass sich die anfangs noch leere Bühne mehr und mehr mit Menschen und Klang füllt.
Zur Eröffnung des neuen Musikforums beauftragten mich die Bochumer Symphoniker mit der Komposition eines Werkes, das sowohl den Dank für die Vollendung dieses langgehegten Projektes als auch den Wunsch nach Segen für dessen Zukunft ausdrücken sollte. Dabei betreten nach und nach immer mehr Sänger und Instrumentalisten die Bühne, so dass am Ende, einer strahlenden Amen-Apotheose, der ganze Raum mit Musik und Menschen gefüllt und damit bewohnt und eingeweiht ist. – Stefan Heucke

Der sehr kurze Text Baruch ata Adonaj  ist ein Segensgebet, das einen wichtigen Platz in der jüdischen Tradition hat. Die Formel ist auf vielfältige Situationen anwendbar: Dem Herrn kann so nicht nur für Essen und Trinken, sondern auch etwa für das Hören und Sehen von besonderen Dingen gedankt werden. Ein solches Erlebnis verspricht die Einweihung in Bochum zu werden. Besonderer Dank gebührt den Bürgern der Stadt, die etwa die Hälfte der insgesamt 34 Millionen Euro zum Großprojekt beigetragen haben. Das Konzerthaus soll vor allem die erste eigene Spielstätte für das renommierte städtische Orchester sein, das bisher nur auf Gastkonzerten sein volles Klangpotential entfalten konnte. In der "Heimatlosigkeit" des Orchesters lässt sich auch eine Parallele zur jüdischen Geschichte sehen.

Die Aufführung wird am Folgetag wiederholt. Am 29. und 30. Oktober laden die Bochumer Symphoniker bereits zum nächsten Konzert in ihr neues Zuhause ein. Auf dem Programm steht dann unter anderem Igor Strawinskys beliebte Suite Der Feuervogel.

Werk der Woche - Bernd Alois Zimmermann: Konzert für Oboe und kleines Orchester

Das Konzert für Oboe und kleines Orchester von Bernd Alois Zimmermann wird in der kommenden Woche in Buenos Aires gespielt. Diese Aufführung stellt eine Besonderheit in der Geschichte des Stückes dar. Die Werke des deutschen Komponisten wurden in der Vergangenheit eher selten im lateinamerikanischen Raum aufgeführt. Nun aber wird dieses Konzert am 7. April im Teatro Colón zu hören sein. Schon Wilhelm Furtwängler bezeichnete dieses Opernhaus als das beste und schönste der Welt. Unter der musikalischen Leitung von Zhang Guoyong und in Begleitung des Orquesta Teatro Colón übernimmt Néstor Garrote den Part des Solisten.

Das Konzert von Zimmermann, der 2018 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, entstand 1952 und wurde im Oktober desselben Jahres bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt. Zu dieser Zeit arbeitete Zimmermann als Lektor für Musiktheorie am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln, was er jedoch zugunsten seiner Tätigkeit als Komponist bald darauf aufgab. Der Zwiespalt zwischen der Sicherheit einer festen Anstellung auf der einen Seite und der verlorenen Freiheit auf der anderen Seite verfolgte den Komponisten zeitlebens. Sein "unruhiger Geist", wie er es selbst bezeichnete, war oft eine Last, inspirierte ihn jedoch auch immer wieder zu neuen musikalischen Werken.

Zimmermanns Hommage an Strawinsky


Das Oboenkonzert besteht aus drei Sätzen: Hommage à Strawinsky, Rhapsodie und Finale. Die Oboenstimme ist virtuos gestaltet und stellt somit hohe Anforderungen an den Solisten. Zimmermann selbst schreibt zu seinem Werk:
In dem ersten Satz, Hommage à Strawinsky, werden Motive und Themen des 1. Satzes der Sinfonie en ut von Strawinsky in offener und versteckter Form zitiert. Dem Konzert liegt eine für alle Sätze verbindliche 12-Tonreihe zugrunde, die so flexibel gehandhabt ist, dass – ein Greuel für superorthodoxe Dodekaphonisten – Themen von Strawinsky ohne „aus der Reihe zu tanzen“ zitiert werden können. Es mag dem Zuhörer überlassen sein, diese kleinen Späßchen hin und wieder zu entdecken. - Zimmermann

Auch in den nächsten Monaten können sich die Zuschauer in Buenos Aires auf die Musik Zimmermanns freuen: Vom 12. bis zum 20. Juli werden Die Soldaten als nationale Erstaufführung in einer Inszenierung von Pablo Maritano, ebenfalls am Teatro Colón, aufgeführt.

Foto: Teatro Colón / HalloweenHJB