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Werk der Woche – Thomas Larcher: Love and the Fever

Die raue Landschaft im Norden Japans als Inspiration: Am 10. März 2024 findet im Gewandhaus Leipzig die Uraufführung von Thomas Larchers neuem Werk für Chor und Orchester mit dem Titel Love and the Fever statt. Das Stück wurde im Auftrag des MDR, der Bregenzer Festspiele, des Brno Philharmonic Orchestra und der NTR Zaterdag Matinee komponiert. Dennis Russell Davies dirigiert den MDR Rundfunkchor und das MDR Sinfonieorchester.

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Werk der Woche – Valentin Silvestrov: Sinfonie Nr. 3

Am 30. September 2017 feiert Valentin Silvestrov seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird am 27.09.2017 seine Sinfonie Nr. 3 ("Eschatophonie") zum ersten Mal im Vereinigten Königreich gespielt. Vladimir Jurowski dirigiert das London Philharmonic Orchestra in der Royal Festival Hall in London.



Silvestrov beschäftigte sich erst ab dem Alter von 15 Jahren mit Musik, zunächst autodidaktisch, später durch den Besuch der Abendmusikschule parallel zu einem Ingenieursstudium in seiner Geburtsstadt Kiew. 1967 erhielt der Komponist den Koussevitzky-Preis, wurde aber als führender Vertreter der "Kiewer Avantgarde" kurz darauf aus dem Komponistenverband der UdSSR ausgeschlossen.

Während seiner "avantgardistischen Schaffensperiode", wie Silvestrov diese Zeit selbst nennt, experimentierte er mit starken Kontrasten. So ist die Sinfonie Nr. 3 geprägt von Wechselspielen von rhythmisch hochkomplexer Notation und freier Improvisation. Den Vertretern der konservativen sowjetischen Musik widerstrebte Silvestrovs Kompositionsstil, weshalb seine Werke in seiner Heimat lange Zeit verboten waren. Daher eroberten sie zunächst Europa, bis sie sich durch den wachsenden internationalen Erfolg auch in der UdSSR etablieren konnte.

Die Sinfonie Nr. 3 von Valentin Silvestrov: Musik vom Anbruch einer neuen Welt


Bei dem Untertitel "Eschatophonie" handelt es sich um einen Neologismus, den Silvestrov aus dem Fachbegriff der Lehre vom Ende einer alten und vom Anbruch einer neuen Welt, schuf. Durch das Suffix "-phonie" (griech. phoné ="Klang/Ton") setzt er diese Lehre in einen musikalischen Kontext. Gleichzeitig besitzt sie eine religiöse Dimension:
Seiner Meinung nach ist alles schon da – ist alles schon geschrieben worden. Um das zu verstehen, muss man an den Allmächtigen erinnern. Alles ist schon einmal geschaffen worden, man muss nichts weiter tun als aufmerksam dem zu lauschen, was schon da ist, und das wieder aufrufen. Dann fängt wieder etwas an zu schwingen. Es war eigentlich die ganze Zeit schon da, aber jetzt können auch wir die Schwingungen spüren und das als Musik wahrnehmen. – Sofia Gubaidulina über Silvestrovs Musikanschauung

In der Sinfonie Nr. 3  lässt  Silvestrov bei jeder Aufführung eine neue Welt entstehen, indem er Anweisungen wie "chromatische Cluster unbestimmter Größe" oder "atonale Improvisationen nach graphischem Modell" gibt. Improvisatorische Phrasen ziehen sich durch alle drei Sätze. Insbesondere den Streichern und den vier Schlagzeugern weist der Komponist viele freie Passagen zu.

In zahlreichen Konzerten – von Amerika über Europa nach Russland und Japan – werden der Jubilar und seine Musik gefeiert. Rund um den Geburtstag sind unter anderem folgende Stücke von Silvestrov zu hören:  am 28.9. die Sinfonie Nr. 8 in der Sibelius Hall in Lahti mit John Storgårds und dem Lahti Symphony Orchestra,  am 30.9. und am 1.10. die Serenade für Streichorchester und die Elegie für Streichorchester mit Kirill Karabatis und der Dresdner Philharmonie im Kulturpalast Dresden, am 27.10. Postludium mit Christopher Lyndon-Gee und dem Adelphi Symphony Orchestra im Adelphi University Performing Arts Center Garden City, New York, am 4.11. die Sinfonie Nr. 4 und Postludium mit Dennis Russel Davies und dem NCTS Orchestra in Tokyo und am 11.11. Widmung mit Vladimir Jurowski und dem Svetlanov Orchestra in Moskau.

Die Verlage Belaieff und Schott Music gratulieren Valentin Silvestrov herzlich zu seinem runden Geburtstag!

Werk der Woche - Hans Werner Henze: Suite "Die Zikaden"

Am 1. Juni 2016 wäre Hans Werner Henze 90 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass wird nun die Suite „Die Zikaden“ aus Orchesterstücken zu einem Hörspiel von Ingeborg Bachmann posthum uraufgeführt. Das Stück wird am 1. Juni im Stadtcasino Basel unter der musikalischen Leitung von Dennis Russel Davies mit dem Symphonieorchester Basel zu hören sein. Eine Wiederholung des Konzerts findet am 2. Juni, ebenfalls im Stadtcasino, und am 3. Juni mit derselben Besetzung im Temple du Bas in Neuchâtel statt.

Dass diese Suite 2014 in Henzes Nachlass gefunden wurde, ist eine kleine Sensation: Denn es hatte kaum Gelegenheiten gegeben, die Musik aufzuführen, da die Partitur nie veröffentlicht wurde. Sie wurde nur ein einziges Mal für die Produktion der Ursendung gespielt und so waren die einzigen Gelegenheiten sie zu hören, wenn Rundfunkanstalten die Aufzeichnung sendeten. Wenige Jahre vor seinem Tod beschäftigte sich Henze jedoch noch einmal mit der Komposition zum Hörspiel und stellte aus dem Material eine Konzertsuite zusammen.

Realitätsflucht und Utopie: Die Zikaden als Suite


Die Künstlerfreundschaft zwischen Henze und Bachmann kann zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Beide hatten sich im Herbst 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennengelernt. Durch ihre fruchtbare und innige Beziehung entstanden inden folgenden Jahren mehrere gemeinsame Werke. Das zentrale Thema des Hörspiels „Die Zikaden“ ist die Realitätsflucht. Auf einer nicht genauer benannten Insel im Süden versuchen die Figuren, ihr altes Leben mit all seinen Mühen, Ängsten, Entbehrungen und Schmerzen hinter sich zu lassen. Jedoch müssen sie schnell erkennen, dass diese Utopie trügt und das Leben auf der Insel dasselbe ist, wie überall. Der Gesang der Zikaden steht emblematisch für diese Illusion. Als menschliche Wesen nutzten diese ihren Gesang zur Weltflucht, jedoch um den Preis ihres Menschseins.

In einem Brief an Bachmann aus der Zeit der Entstehung beschreibt Henze seine Musik sowie den Umgang mit dem Hörspiel so:
Das Manuskript von "Die Zikaden" enthält einige Seiten schmerzlichen Wohllauts und zarter Klage, zitternder Ironie unter halbgeschlossenem Augenlid, ungezügelter Ausbruch und nur halb gelungene, wie unter Zwang herbeigeführte, wider Willen bejahte – und doch nicht bejahte – Mäßigung. Kurz: es ist getan, mein devoter Versuch, einen Klang dem Klang beizugeben, mich in die Welt deines Worts einzuleben und einen Widerhall dieser Welt zu tönenden Akten zu binden. – Henze an Ingeborg Bachmann, Brief vom 13.1.1955

In den Wochen um den 90. Geburtstag finden zahlreiche weitere Aufführungen von Henzes Kompositionen statt: So inszeniert inszeniert Dieter Kaegi am 31. Mai die Kinderoper Pollicino im Teatro Regio in Turin und vom 3. bis 5. Juni werden im Rahmen der Tage für neue Gitarrenmusik 2016 verschiedene Stücke des Komponisten an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen zu hören sein. Das große Ballett Undine feiert am 24. Juni im Bolshoi Theater in Moskau Premiere und vom 29. Juni bis zum 1. Juli stehen in den Konzerten der Münchner Philharmoniker die Nachtstücke und Arien nach Gedichten von Ingeborg Bachmann mit der Sopranistin Claudia Barainsky auf dem Programm.