Werk der Woche - Carl Orff: Carmina Burana
- 29.07.2019
„O Fortuna“ – diese Anrufung der Schicksalsgöttin steht am Beginn der weltbekannten Carmina Burana von Carl Orff. Wohl jeder hat sie schon einmal gehört, entweder im Konzertsaal oder in Film, Fernsehen und Werbung. Gerade jetzt in der Sommerzeit mit vielen Open-Air-Konzerten und Festivals finden zahlreiche Aufführungen des Werkes statt, unter anderem am 2. August 2019 in Neumünster beim Schleswig-Holstein Musik Festival und am 4. August 2019 in Eltville beim Rheingau Musik Festival. Beide Male spielt die Philharmonie der Nationen unter der Leitung von Justus Frantz. Im Metropolitan Theatre in Tokio findet am 4. August 2019 eine weitere Aufführung mit dem Hitachi Philharmonic Orchestra und Dirigent Hideaki Muto statt.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Bibliothek des bayerischen Klosters Benediktbeuern eine Sammlung von etwa 250 mittelalterlichen Gedichten, Liedern und Dramen gefunden – die Carmina Burana, also die „Beurer Lieder“. Die Texte sind in verschiedenen mittelalterlichen Sprachen verfasst und drehen sich um ganz unterschiedliche Themen. Liebes- und Trinklieder stehen neben Klagegesängen und geistlichen Hymnen. Carl Orff lernte diese Sammlung 1934 kennen und war fasziniert von den Texten und ihrer Sprache.
Orff setzte aus 24 Texten der Sammlung ein Libretto für sein neues Werk zusammen. Dabei ging er frei mit den in mittellateinisch, mittelhochdeutsch und altfranzösisch verfassten Vorlagen um, wählte zum Teil nur einzelne Strophen aus und ordnete sie neu.
Obwohl in der Gedichtsammlung auch Hinweise auf die musikalische Gestaltung der Texte zu finden sind, komponierte Orff die Musik zu seiner Carmina Burana komplett neu. Dennoch finden sich in der musikalischen Gestaltung Anklänge an die Musik des Mittelalters, etwa wenn Orff Kirchentonarten nutzt und die Harmonien über einen langen Zeitraum stehen lässt. Außerdem verzichtet er auf eine musikalische Entwicklung seiner Themen und Melodien und setzt stattdessen auf eine Strophenform mit wiederkehrenden Elementen.
Heute werden die Carmina Burana in erster Linie konzertant aufgeführt. Als szenische Kantate sind sie aber auch für tänzerische oder szenische Umsetzungen konzipiert. Anknüpfungspunkte dafür finden sich in der dreiteiligen Dramaturgie des Stückes. Der erste Teil „Primo vere“ handelt von Frühlingsgefühlen in der Natur und in zwischenmenschlichen Beziehungen. „In Taberna“ schildert das bunte Treiben in einer Taverne und die Freuden und Wirren der Liebe sind Thema des letzten Teils, „Cours d´amour“. Die monumentale Anrufung der Fortuna rahmt die drei Teile ein und stellt die irdischen Gefühle und Geschichten unter die Fügung der Schicksalsgöttin.
Nicht nur die Carmina Burana, sondern auch zwei von Orffs Opern werden in der kommenden Zeit in neuen Inszenierungen zu erleben sein. Gisei, Orffs erste Oper, feiert am 8. August 2019 im Rahmen des Carl Orff Fests Premiere in Andechs. Und am 2. Oktober 2019 wird im Gärtnerplatztheater München eine neue, reduzierte Fassung von Die Kluge uraufgeführt.
Foto: Bühnenbildentwurf der Uraufführung von Ludwig Sievert
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Bibliothek des bayerischen Klosters Benediktbeuern eine Sammlung von etwa 250 mittelalterlichen Gedichten, Liedern und Dramen gefunden – die Carmina Burana, also die „Beurer Lieder“. Die Texte sind in verschiedenen mittelalterlichen Sprachen verfasst und drehen sich um ganz unterschiedliche Themen. Liebes- und Trinklieder stehen neben Klagegesängen und geistlichen Hymnen. Carl Orff lernte diese Sammlung 1934 kennen und war fasziniert von den Texten und ihrer Sprache.
Bild und Worte überfielen mich. Obwohl ich mich fürs erste nur in großen Zügen mit dem Inhalt der Gedichtsammlung vertraut machen konnte, stand sofort ein neues Werk, ein Bühnenwerk mit Sing- und Tanzchören, nur den Bildern und Texten folgend, in Gedanken vor mir. – Carl Orff
Orff setzte aus 24 Texten der Sammlung ein Libretto für sein neues Werk zusammen. Dabei ging er frei mit den in mittellateinisch, mittelhochdeutsch und altfranzösisch verfassten Vorlagen um, wählte zum Teil nur einzelne Strophen aus und ordnete sie neu.
Carl Orff: Carmina Burana – Szenische Kantate mit mittelalterlichen Texten
Obwohl in der Gedichtsammlung auch Hinweise auf die musikalische Gestaltung der Texte zu finden sind, komponierte Orff die Musik zu seiner Carmina Burana komplett neu. Dennoch finden sich in der musikalischen Gestaltung Anklänge an die Musik des Mittelalters, etwa wenn Orff Kirchentonarten nutzt und die Harmonien über einen langen Zeitraum stehen lässt. Außerdem verzichtet er auf eine musikalische Entwicklung seiner Themen und Melodien und setzt stattdessen auf eine Strophenform mit wiederkehrenden Elementen.
Heute werden die Carmina Burana in erster Linie konzertant aufgeführt. Als szenische Kantate sind sie aber auch für tänzerische oder szenische Umsetzungen konzipiert. Anknüpfungspunkte dafür finden sich in der dreiteiligen Dramaturgie des Stückes. Der erste Teil „Primo vere“ handelt von Frühlingsgefühlen in der Natur und in zwischenmenschlichen Beziehungen. „In Taberna“ schildert das bunte Treiben in einer Taverne und die Freuden und Wirren der Liebe sind Thema des letzten Teils, „Cours d´amour“. Die monumentale Anrufung der Fortuna rahmt die drei Teile ein und stellt die irdischen Gefühle und Geschichten unter die Fügung der Schicksalsgöttin.
Nicht nur die Carmina Burana, sondern auch zwei von Orffs Opern werden in der kommenden Zeit in neuen Inszenierungen zu erleben sein. Gisei, Orffs erste Oper, feiert am 8. August 2019 im Rahmen des Carl Orff Fests Premiere in Andechs. Und am 2. Oktober 2019 wird im Gärtnerplatztheater München eine neue, reduzierte Fassung von Die Kluge uraufgeführt.
- Carl Orff - Komponistenprofil
- Carmina Burana - Werkdetails
- Rheingau Musik Festival
- Schleswig-Holstein Musik Festival
- Hitachi Philharmonic Orchestra
Foto: Bühnenbildentwurf der Uraufführung von Ludwig Sievert