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Werk der Woche - Carl Orff: Carmina Burana

„O Fortuna“ – diese Anrufung der Schicksalsgöttin steht am Beginn der weltbekannten Carmina Burana von Carl Orff. Wohl jeder hat sie schon einmal gehört, entweder im Konzertsaal oder in Film, Fernsehen und Werbung. Gerade jetzt in der Sommerzeit mit vielen Open-Air-Konzerten und Festivals finden zahlreiche Aufführungen des Werkes statt, unter anderem am 2. August 2019 in Neumünster beim Schleswig-Holstein Musik Festival und am 4. August 2019 in Eltville beim Rheingau Musik Festival. Beide Male spielt die Philharmonie der Nationen unter der Leitung von Justus Frantz. Im Metropolitan Theatre in Tokio findet am 4. August 2019 eine weitere Aufführung mit dem Hitachi Philharmonic Orchestra und Dirigent Hideaki Muto statt.



Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Bibliothek des bayerischen Klosters Benediktbeuern eine Sammlung von etwa 250 mittelalterlichen Gedichten, Liedern und Dramen gefunden – die Carmina Burana, also die „Beurer Lieder“. Die Texte sind in verschiedenen mittelalterlichen Sprachen verfasst und drehen sich um ganz unterschiedliche Themen. Liebes- und Trinklieder stehen neben Klagegesängen und geistlichen Hymnen. Carl Orff lernte diese Sammlung 1934 kennen und war fasziniert von den Texten und ihrer Sprache.
Bild und Worte überfielen mich. Obwohl ich mich fürs erste nur in großen Zügen mit dem Inhalt der Gedichtsammlung vertraut machen konnte, stand sofort ein neues Werk, ein Bühnenwerk mit Sing- und Tanzchören, nur den Bildern und Texten folgend, in Gedanken vor mir. – Carl Orff

Orff setzte aus 24 Texten der Sammlung ein Libretto für sein neues Werk zusammen. Dabei ging er frei mit den in mittellateinisch, mittelhochdeutsch und altfranzösisch verfassten Vorlagen um, wählte zum Teil nur einzelne Strophen aus und ordnete sie neu.

Carl Orff: Carmina Burana – Szenische Kantate mit mittelalterlichen Texten


Obwohl in der Gedichtsammlung auch Hinweise auf die musikalische Gestaltung der Texte zu finden sind, komponierte Orff die Musik zu seiner Carmina Burana komplett neu. Dennoch finden sich in der musikalischen Gestaltung Anklänge an die Musik des Mittelalters, etwa wenn Orff Kirchentonarten nutzt und die Harmonien über einen langen Zeitraum stehen lässt. Außerdem verzichtet er auf eine musikalische Entwicklung seiner Themen und Melodien und setzt stattdessen auf eine Strophenform mit wiederkehrenden Elementen.

Heute werden die Carmina Burana in erster Linie konzertant aufgeführt. Als szenische Kantate sind sie aber auch für tänzerische oder szenische Umsetzungen konzipiert. Anknüpfungspunkte dafür finden sich in der dreiteiligen Dramaturgie des Stückes. Der erste Teil „Primo vere“ handelt von Frühlingsgefühlen in der Natur und in zwischenmenschlichen Beziehungen. „In Taberna“ schildert das bunte Treiben in einer Taverne und die Freuden und Wirren der Liebe sind Thema des letzten Teils, „Cours d´amour“. Die monumentale Anrufung der Fortuna rahmt die drei Teile ein und stellt die irdischen Gefühle und Geschichten unter die Fügung der Schicksalsgöttin.

Nicht nur die Carmina Burana, sondern auch zwei von Orffs Opern werden in der kommenden Zeit in neuen Inszenierungen zu erleben sein. Gisei, Orffs erste Oper, feiert am 8. August 2019 im Rahmen des Carl Orff Fests Premiere in Andechs. Und am 2. Oktober 2019 wird im Gärtnerplatztheater München eine neue, reduzierte Fassung von Die Kluge uraufgeführt.

 

 

Foto: Bühnenbildentwurf der Uraufführung von Ludwig Sievert

Werk der Woche – Carl Orff: Der Mond

Fast 80 Jahre nach der Uraufführung von Carl Orffs Märchenoper Der Mond hat es das Stück nun auch nach Taiwan geschafft: Das Taipei Symphony Orchestra bietet am 4. August 2017 eine szenische Produktion im National Theater Taipei dar und damit die taiwanesische Erstaufführung.

Vorlage für den Einakter, dessen Libretto Orff selbst schrieb, ist das Märchen Der Mond aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Schon dort erstrecken sich die drei Schauplätze – Himmel, Erde, Unterwelt – über den ganzen Kosmos, für dessen Ordnung der heilige Petrus verantwortlich ist. Dieses Universum lässt Orff aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählen und wählt deswegen für sein Stück die Bezeichnung "kleines Welttheater".

Zu der vertikalen Hierarchie vom Himmel bis zur Unterwelt kommt die horizontale Teilung der Erde. Diese besteht aus zwei spiegelgleichen Ländern, die je eine Hälfte der Bühne einnehmen sollen.

Carl Orffs Der Mond: Ein kleines Welttheater als Parabel für die Ordnung des Kosmos


Von den beiden Hälften der Erde wird zunächst nur jeweils diejenige erhellt, auf der sich der Mond befindet. Die andere Seite hingegen befindet sich nachts in völliger Dunkelheit. Von dort kommen vier Burschen, die auf der hellen Seite den an einen Baum gebundenen Mond entdecken; ohne zu zögern stehlen sie ihn, um ihr eigenes Dorf auf der dunklen Seite der Erde zu erhellen. Als sie Jahre später nacheinander sterben, wird je ein Viertel des Mondes mit ihnen begraben und in die Unterwelt gebracht. Dort zu seinem Ganzen vereint, weckt der Mond mit seinem Licht die Toten aus ihrer Grabesruhe. Diese nehmen ihre alte zügellose Lebensweise wieder auf. Vom Tumult in der Unterwelt alarmiert, steigt Petrus hinab, um für Ordnung zu sorgen. Allerdings verfällt auch er dem Alkohol und feiert mit, bis er schließlich, müde geworden, die Unterweltler wieder zur Vernunft bringt und den Mond mit an den Himmel nimmt, wo er fortan die ganze Welt erleuchtet.

Die Musik setzt sich zusammen aus Modellen des Orff-Schulwerkes für den Mond, aus Klängen wie bei "In Taberna" aus Carmina Burana für die Unterwelt sowie aus Gassenhauern und Tanzmusik, um das Leben der einfachen Leute zu illustrieren. Dazu verwendet er eine große romantische Orchesterbesetzung mit reichlich Schlagwerk.
Diese Erzählung, die ich in den von Wilhelm und Jakob Grimm gesammelten und herausgegebenen 'Kinder- und Hausmärchen' fand, nahm ich als Vorlage für ein Stück, das ein nachdenkliches Gleichnis von der Vergeblichkeit menschlichen Bemühens, die Weltordnung zu stören und gleichzeitig eine Parabel vom Geborgensein in eben dieser Weltordnung werden sollte. – Carl Orff

An drei aufeinanderfolgenden Tagen, vom 4. bis zum 6. August 2017 ist das Stück in Taipei zu sehen. Ein Tipp für Freunde der Musik von Carl Orff in Mitteleuropa, die nicht so weit reisen wollen: Das Marionettentheater München spielt am 12. August eine Puppenumsetzung von Carmina Burana. Auf der Profilseite von Carl Orff finden Sie weitere Aufführungstermine.