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Werk der Woche – Jörg Widmann: Partita

Das neue Orchesterwerk Partita von Jörg Widmann erlebt in vier Konzerten vom 29. März bis 4. April seine amerikanische Erstaufführung in der Boston Symphony Hall. Andris Nelsons dirigiert das Boston Symphony Orchestra, nachdem er das Stück erst kürzlich mit dem Gewandhausorchester in Leipzig zur Uraufführung gebracht hatte.

Partita entstand als Auftragswerk des Gewandhausorchesters Leipzig und des Boston Symphony Orchestra. In seiner Funktion als "Gewandhauskomponist" der aktuellen Spielzeit komponierte Widmann das Stück eigens für das Festkonzert zum 275. Jubiläum des Gewandhausorchesters und zur Amtseinführung des neuen Gewandhauskapellmeisters Andris Nelsons. Am 8. März wurde es in Leipzig uraufgeführt. In dem groß besetzten Werk, das unter anderem auch Wagnertuben erfordert, zeigt sich die Instrumentationskunst und stilistische Bandbreite des Komponisten.

Jörg Widmann – Partita: Fünf Reminiszenzen für das Gewandhausorchester Leipzig


Die fünf Sätze - Reminiszenzen genannt - besitzen dabei, wie typisch für eine Partita, ganz unterschiedliche Charaktere: Dem gewichtigen, zweiteiligen Kopfsatz folgt ein wehmütiges Andante und ein musikalisch humorvolles Divertimento. Die Sarabande und die abschließende Chaconne stehen mit ihren Bezeichnungen als Tanzsätze in der formalen Tradition von Partiten und barocken Orchestersuiten, deren prachtvoller Ouvertüre verschiedenartige Tanzstücke folgen. Auch bedient sich Widmann vieler musikalischer Zitate aus diversen Epochen. Damit soll sich die Komposition ästhetisch an die Historie des Gewandhausorchesters und die Stadt Leipzig anlehnen. Im zweiten Satz sind so etwa Elemente aus Mendelssohns Es-Dur Klarinettensonate zu hören, während im letzten Satz Anklänge an das Crucifixus aus Johann Sebastian Bachs h-moll-Messe durch die musikalische Textur hindurchschimmern, aber es gibt darin noch sehr viel mehr zu entdecken:
„‚Fünf Reminiszenzen für großes Orchester‘ heißt die Partita mit Nachnamen. Diese Reminiszenzen lassen Epochen der Geschichte des Gewandhausorchesters aus einem breiten Assoziationsstrom hervorblitzen: Mal bringt sich da harmonisch ein Tannhäuser in Stellung, mal loten unendlich lange unendlich schöne Holzbläser-Linien das weite Feld zwischen Dvořák, Tschaikowski und Rachmaninoff aus. - Leipziger Volkszeitung, 9.3.2018

In nächster Zeit werden weitere Werke des Gewandhauskomponisten in Leipzig zu hören sein: Am 12. und 13. April spielt das Gewandhausorchester Widmanns Kinderreime und Nonsensverse und am 19. und 20. April seine Komposition Trauermarsch.

Werk der Woche - Thomas Larcher: Chiasma

Im Rahmen der Festwochen zum Amtsantritt des neuen Gewandhauskapellmeisters Andris Nelsons und dem 275. Geburtstag des Orchesters erwartet uns am 15. März in Leipzig ein ganz besonderes Konzert: Unter der Leitung ihres neuen Dirigenten spielt das Gewandhausorchester die Uraufführung von Thomas Larchers Chiasma.

Das Stück wurde für diesen Anlass vom Gewandhausorchester in Auftrag gegeben. Larcher sollte eine etwa 10-minütige Komposition schreiben, die die Entwicklung einer kompletten Welt beinhaltet. So entstand dieses vom Komponisten selbst als „komprimierte Mikrosymphonie“ beschriebene kurze Orchesterwerk. Larcher zeigt hier die Welt mit ihren mörderischen Amplituden, mit ihrer Zartheit und Schönheit, ihrer Grausamkeit und Sinnlosigkeit.

Thomas Larcher – Chiasma: Die Biologie als Vorbild für eine Kompositionsmethode

Mit dem Titel des Werks bezieht sich Larcher auf das Zeichen in der Form des griechischen Buchstaben X (=Chi). Dieses bezeichnet zum einen die räumlich überkreuzte Anordnung von anatomischen Strukturen, wie zum Beispiel die Sehnervkreuzung. Zum anderen wird der Begriff in der Genetik verwendet, um die Überkreuzung zweier Nicht-Schwesterchromatiden von gepaarten Chromosomen zu bennen. Larcher fühlte sich durch diese Bedeutung an die Urelementen des Komponierens, vor allem der Symphonie, erinnert: Konfrontation, Entwicklung und Synthese. Auch mit dem Aufbau des Werkes Chiasma lehnt sich der Komponist an dieses ursprünglich biologische Prinzip an:
„Das Stück entsteht aus einigen sehr einfachen Motiven, entwickelt sich durch deren Gegenüberstellung und Konfrontation sehr schnell in ganz andere, disparate Richtungen, und gelangt dann zu einem eindeutigen, dramatischen „Doppelgipfelhöhepunkt“, nur um danach in sich zusammenzufallen.“ – Thomas Larcher

Nach den insgesamt zwei Aufführungen in Leipzig werden Nelsons und das Gewandhausorchester das Werk auf ihrer Tour durch Europa präsentieren: In sieben weiteren Aufführungen vom 15. März bis zum 6. Mai ist es in Deutschland auch in der Elbphilarmonie in Hamburg, in Baden-Baden und in Köln, und weiterhin Amsterdam, Brüssel, Paris und Madrid zu hören.

Werk der Woche - Thierry Pécou: Soleil rouge

Soleil rouge heißt das neue Werk von Thierry Pécou, das am 5. Februar 2016 im Auditorium de Radio France in Paris uraufgeführt wird. Das Orchestre Philharmonique de Radio France spielt das Trompetenkonzert unter dem Dirigat von Mikko Franck und mit dem Solisten Håkan Hardenberger (Foto).

Für viele seiner Werke ist Pécous Inspiration außereuropäischen Ursprungs. Begründet ist dies einerseits in seiner persönlichen Verbindung zu den französischen Antillen - von dort wanderten seine Vorfahren einst nach Frankreich aus. Andererseits regen ihn Reisen zu unterschiedlichen Ländern und Völkern immer wieder zu seinen Kompositionen an. So bezieht er sich etwa in seiner großen Symphonie du Jaguar auf die indianische Kultur im präkolumbianischen Amerika, für das Orchesterstück Orquoy ließ er sich von der Musik der alten Zivilisationen in den Anden inspirieren. Die spezielle Verbindung dieser Musikkulturen mit der europäischen Tradition ist eines der Markenzeichen für Pécous Kompositionen.

Soleil rouge: Ein Konzert über Visionen und Träume


Das neue Stück bezieht sich auf die indigenen Kulturen Nordamerikas. Dazu reiste Pécou in die Reservate verschiedener Stämme, wo er die zeremonielle Musik der Eingeborenen kennenlernte. Vor diesem Hintergrund ist sein Konzert für Trompete und Orchester entstanden, wie er selbst beschreibt:
Dieses Konzert entstand während meiner Reise zu den Indianern Nordamerikas. Zwei wichtige Elemente der zeremoniellen Musik dieser Völker, der Gesang und das Pulsieren der Trommel, werden durch die Trompete und die vielfältig gemischten Klangfarben des Orchesters aufgegriffen. Die Trommel begleitet nicht; sie ist die Quelle, das eigentliche Zentrum des Klangs. Auch das Zusammenspiel der Solotrompete mit dem Orchester, dem sie gegenübersteht, ist speziell: Das Orchester ist weder "Verlängerung" des Solisten noch sein "Resonanzkörper", sondern trägt ihn wie ein Energiezentrum, kreiert die Melodien, die Akkorde, die Klangfarben, während die Trompete die Geister beschwört und die Visionen und Träume schildert, die durch die Erweiterung des Bewusstseins hervorgerufen werden. - Thierry Pécou

Hardenberger führt häufig zeitgenössische Trompetenkonzerte aus dem Katalog von Schott Music auf. So hat er schon wiederholt das populäre Konzert Nobody knows de trouble I see von Bernd Alois Zimmermann interpretiert. Dieses Stück spielt er in Kürze auch wieder in Deutschland: Am 27. Februar, 29. Februar und 1. März 2016 präsentiert er es unter der musikalischen Leitung von Andris Nelsons mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden in der Semperoper.

Foto : Marco Borggreve